Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Ein Beobachtungsposten auf der Kathedrale von Reims. 
W.T.B. Großes Hauptaquartier, 22. Sept. 
Die französische Regierung hat behauptet, daß die Beschießung der 
Kathedrale von Reims keine militärische Notwendigkeit gewesen sei. Dem- 
gegenüber sei folgendes festgestellt: 
Nachdem die Franzosen die Stadt Reims durch starke Verschanzungen 
zum Hauptstützpunkt ihrer Verteidigung gemacht hatten, zwangen sie selbst 
uns zum Angriff auf die Stadt mit allen zur Durchführung nötigen 
Mitteln. Die Kathedrale sollte auf Anordnung des deutschen Armee- 
oberkommandos geschont werden, solange der Feind sie nicht zu seinen 
Gunsten ausnutzte. Seit dem 20. September wurde auf der Kathedrale 
die weiße Fahne gezeigt und von uns geachtet. Trotzdem konnten wir auf 
dem Turm einen Beobachtungsposten feststellen, der die gute Wirkung 
der feindlichen Artillerie gegen unsere angreifende Infanterie erklärte. 
Es war nötig, ihn zu beseitigen. Dies geschah durch Schrapnellfeuer der 
Feldartillerie; das Feuer schwerer Artillerie wurde auch jetzt noch nicht 
gestattet und das Feuer eingestellt, nachdem der Posten beseitigt war. 
Wie wir beobachten können, stehen Türme und Aeußeres der Kathedrale 
unzerstört, der Dachstuhl ist in Flammen aufgegangen. Die angreifenden 
Truppen sind also nur so weit gegangen, wie sie unbedingt gehen mußten. 
Die Verantwortung trägt der Feind, der ein ehrwürdiges Bauwerk unter 
dem Schutz der weißen Flagge zu mißbrauchen versuchte. 
W.T. B. London, 22. September. Die „Times“ melden aus Paris: 
Drei Amerikaner, die am Freitag in Reims eintrafen, erkärten, daß das 
Blut von den Treppenstufen der Kathedrale herabströme. Die Franzosen 
hätten augenscheinlich die Beschießung herausgefordert, indem sie Artillerie 
in der Stadt aufstellten. 
Die Deutschen in Kapland. 
W.T. B. Frankfurt a. M., 22. September. Die „Frankfurter 
Zeitung“ bringt aus London eine Depesche, in der aus Kapstadt gemeldet 
wird: Die Regierung kündigt an, daß deutsche Truppen aus Deutsch- 
Südwestafrika zwischen Nakob und Upington in das Kapland eingedrungen 
sind und sich dort verschanzt haben. Man hält die deutschen Truppen nicht 
für sehr zahlreich. 
Abberufung des Vizeadmirals Troubridge. 
W.T. B. London, 22. September. Das Preßbureau teilt mit, daß 
Bizeadmiral Troubridge von der Mittelmeerflotte zurückberufen und eine 
Untersuchung über die Ursache des Entkommens der deutschen Kreuzer 
„Goeben“ und „Breslau“ aus der Straße von Messina eingeleitet 
worden ist. 
Die Kämpfe in Ostafien. 
Die „Neue Züricher Zeitung“ bringt folgende Havasmeldung: 
Tokio, 17. September. 
Am 12. September hat japanische Kavallerie Dimo, sechzehn Kilometer 
nördlich der Zone von Kiautschou besetzt. Nördlich des Paichaflusses wird 
kein Feind gemeldet, jedoch haben südlich dieses Gebietes wiederholt feind- 
liche Flugzeuge gekreuzt. Die Japaner haben sich am 12. September des
	        
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