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Neiße. Uebrigens wird selbstverständlich das gerichtliche Ermittlungs-
verfahren gegen alle jene kriegsgefangenen Offiziere eingeleitet werden,
die verdächtig find, Greueltaten und Vergehen gegen das Völkerrecht ge-
duldet oder gar gefördert zu haben. (W.T. B.)
Die Wnigliche Akademie der Künste über die Beschiehung von Reims.
Der Telegrammwechsel mit der Akademie von San
Luca in Rom.
Die römische Kunstakademie von San Luca hat an die königliche
Akademie der Künste in Berlin ein Telegramm gerichtet, in dem sie Auf-
klärung über die Beschädigung der Kathedrale von Reims erbat. Das
Telegramm hat in deutscher Uebersetzung folgenden Wortlaut:
Die Akademie von San Luca ist lebhaft bewegt von der Meldung
vom Brande der Kathedrale in Reims und hofft, daß die Nachricht nicht
wahr sei. Sie spricht jedenfalls die Hoffnung aus, daß jede etwaige
Beschädigung einzig einer schmerzlichen, unerwarteten kriegerischen
Enyentualität zuzuschreiben ist, und bittet die kaiserliche Akademie von
Berlin um eine gütige Auskunft über das Wesen des Schadens.
Für den Präsidenten: Aristide Sartorio.
Darauf ist, wie uns von Professor Manzel mitgeteilt wird, gestern
abend von der königlichen Akademie der Künste folgendes Antwort-
telegramm abgesandt worden:
„Acecademia di San Luca, Rom.
Wir sind erstaunt und tiefbetrübt, daß man in befreundetem Lande
allen Verleumdungen unserer Feinde über deutsche Barbareien gegen
Kunstwerke Glauben schenkt. Reims ist Festung und liegt in der Kampf-
front der Franzosen. Gegenüber der Behauptung der Franzosen, daß
die Beschiebßung der Kathedrale von Reims keine militärische Notwen-
digkeit gewesen sei, stellt das Hauptquartier folgendes fest: (Folgt die
bereits im gestrigen Morgenblatt wiedergegebene Mitteilung des-
Großen Hauptquartiers, in der die Aufstellung eines französischen Be-
obachtungspostens auf dem Turm der Kathedrale festgestellt wurde. Die
Red.) Diese Bekanntmachung des Hauptagquartiers bestätigten die
„Times“ durch folgende Meldung: „Amsterdam, 22. September. Die
Franzosen haben die Beschießung der Stadt Reims und der Kathedrale
selbst verschuldet, weil sie ihre Artillerie in der Stadt aufgestellt und
von dort die deutschen Stellungen beschossen haben. Französische Sol-
daten lagerten in den Straßen; in der Hauptstraße befand sich ein
Artilleriepark, dahinter lag die Infanterie.“ Von einer ernsthaften
Zerstörung der Kathedrale, die auch wir aufs lebhafteste bedauern
würden, kann keine Rede sein. In Louvain sind laut amtlicher Fest-
stellung alle künstlerisch bedeutenden Bauwerke erhalten. Das Rathaus
ist durch unsere Soldaten mit eigener Lebensgefahr unter dem Schießen
der feindlichen Bevölkerung gerettet. Wir danken der Accademia di
San Luca, daß sie bemüht ist, die Wahrheit zu erfahren.
(Berl. Tagebl., 24. Sept.) Akademie der Künste. Manzel.
Tausend Gefangene durch Regiment „Bremen“.
Wie die „Weser-Zeitung“ vom 24. September mitteilt, ist am Mitt-
woch an den Bremer Bürgermeister Stadtländer folgendes Telegramm
gelangt: