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Vorübergehende Verhaftung des Bürgermeisters Max von Brüssel.
Köln, 24. September.
Der Bürgermeister Max von Brüssel ist, wie erst jetzt bekannt wird,
pvon den deutschen Behörden wegen herausfordernden Verhaltens ver-
haftet, aber nachdem er sich entschuldigt hat, wieder freigelassen worden.
Der Brüsseler Berichterstatter der „Köln. Volkszeitung“ meldet zu der
Angelegenheit: Nachdem der Brüsseler Bürgermeister Max selbst öffent-
lich den genauen Hergang seiner Verhaftung erzählt, die man maß-
gebender deutscherseits aus Rücksicht für Max nicht veröffentlichen wollte,
liegt nunmehr kein Grund mehr vor, aus der Angelegenheit ein Ge-
heimnis zu machen. Nachdem Max Abbitte getan und Besserung ver-
sprochen, wurde er diesmal vor seiner Verschickung nach Deutschland be-
wahrt. Max weiß, daß er im eigenen und seiner Mitbürger Interesse
die besten Gründe hat, sich einer zweiten Verhaftung nicht wieder aus-
zusetzen. (Berl. Tgbltt., 25. Sept.)
Ein französisches Communiqué über die Schlacht an der Aisne.
Der „Festungskrieg"“ nach Art des Mandschureifeld-
zuges. — Dieäußerststarken Stellungen der Deutschen.
Christianio, 24. September. Nach einem Telegramm aus Paris
von heute teilt ein dort erschienenes offizielles Communiqué über die
Schlacht an der Aisne folgendes mit: „Die Schlacht war jetzt acht Tage lang
im Gange. Es besteht aber kein Grund, sich darüber zu wundern, wenn man
an den russisch-japanischen Krieg zurückdenkt. Die Schlacht an der Marne
war ein Kampf in offenem Felde mit einem allgemeinen Wiederaufnehmen
der französischen Offensiobewegung gegen einen Feind, der dies nicht er-
wartet und keine Zeit gehabt hatte, seine defensiven Stellungen danach ein-
zurichten. Aber so liegen die Verhältnisse hinsichtlich der Schlacht an der
Aisne nicht, wo der Feind auf dem Rückzug in Stellungen stehen blieb, die
von Natur an vielen Punkten äußerst stark sind, die außerdem der Feind
zeitig genug hat noch mehr verstärken können. Die Schlacht an der Aisne
hat deshalb auf einem großen Teil der Front den Charakter des Festungs-
krieges, gleicher Art wie die Operationen in der Mandschurei. Man kann
hinzufügen, daß die ungewöhnlich schwere Artillerie, die deutscherseits an-
gewandt wird, und die französische 75-Millimeter-Kanone den Feldbefesti-
gungsanlagen einen besonders starken Charakter geben. Es gilt, Linien
und Laufgräben zu erobern, einen nach dem andern, und alle beschützt durch
weitgeförderte Arbeiten, namentlich durch Pechdrahtgitter und mit
Mitrailleusen. Beim Operieren unter diesen Bedingungen kann ein Fort-
schritt nur langsam erwartet werden. Es kommt sehr häufig vor, daß die
Angreifer täglich 500 Meter oder einen Kilometer vorwärts kommen.
(Die Angabe bezüglich der französischen 75-Millimeter-Kanone muß wohl
ein von Paris aus begangener Schreibfehler sein. Die Red.)
Paris, 24. September. Amtlich. Die Lage ist unverändert. Eine
beigefügte Note erklärt, daß die Schlacht auf einem großen Teil der Front
den Charakter eines Festungskrieges annehme, was die Langsamkeit des
Vorrückens begreiflich mache. (Berl. Tageblatt, 25. Sept.)
Englands vorsichtige Offensive.
Haag, 24. September. Der Marinesachverständige der Londoner
Daily News sagt: Unleugbar spricht die Vernichtung der englischen Kreuzer