Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Gut und Blut zu opfern gewillt ist für die Ehre des Deutschen Reiches. 
(Stürmischer Beifall.) Niemals hat das Volk einmütiger zusammen- 
gestanden als heute. Auch diejenigen, die sonst sich grundsätzlich als 
Gegner des Krieges bekennen, eilen zu den Fahnen. 
Ihre Vertreter im Reichstage bewilligen ungesäumt die für die Ver- 
teidigung des Reiches notwendigen Mittel. 
(Abermaliger Sturm des Beifalls und andauerndes Händeklatschen auf 
allen Seiten des Hauses.) Die Gesamtheit des Volkes steht somit fest 
und brüderlich ein für die Sühne des uns zugefügten Unrechtes und 
für die Abwehr des uns aufgezwungenen Kampfes. Wir wissen uns 
hierbei eins mit den verbündeten Regierungen. Wir alle, Regierungen 
und Volk, haben nur den einen Gedanken: Ehre, Wohlfahrt und Größe 
des Deutschen Reiches. (Allgemeine Zustimmung.) So zieht das Volk 
in Waffen im Bewußtsein seiner Stärke hinaus in den heiligen Kampf, 
alt und jung von gleicher Begeisterung durchdrungen. Aus den Augen 
unserer Brüder und Söhne blitzt der alte deutsche Kampfesmut. Sieges- 
froh und siegesgewiß stehen wir zur Leitung unseres Heeres und unserer 
Marine; die Einmütigkeit der ganzen Nation, die Stärke des Volkes 
in Waffen, die Kaltblütigkeit der Heeres= und Marineleitung verbürgen 
uns den Sieg in dem Kampfe, den wir mit dem Bewußtsein der Ge- 
rechtigkeit unserer Sache führen zur Verteidigung der Ehre und Größe 
unseres Vaterlandes. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen auf allen 
Seiten des Hauses und auf den Tribünen.) 
Der Präsident schlägt darauf vor, die Sitzung jetzt zu schließen und 
die nächste Sitzung um 5 Uhr nachmittags zur Beratung der Vorlagen 
abzuhalten. Das Haus stimmt dem Vorschlage zu. 
Schluß 3 Uhr 50 Minuten. 
2. Sitzung vom 4. August, nachmittags 5 Uhr. 
Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung um 5.20 Uhr mit der 
Mitteilung, daß einige Herren sich entschuldigt haben, teils weil sie zu 
den Fahnen einberufen sind, teils weil sie die Anschlüsse zu ihren Zügen 
nicht mehr erreichen konnten. Zur ersten Beratung steht zunächst der 
Entwurf eines Gesetzes betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum 
Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1914, wodurch der Reichs- 
kanzler ermächtigt wird, zur Bestreitung einmaliger außerordentlicher 
Ausgaben 
die Summe von 5 Milliarden Mark im Wege des Kredits 
flüssig zu machen. 
Auf Vorschlag des Präsidenten wird mit dieser ersten Beratung die 
erste Beratung sämtlicher übrigen vorliegenden Gesetzentwürfe unter 
allgemeinem Beifall verbunden. 
Abg. Haase (Soz.) verliest eine Erklärung seiner Parteifreunde, 
wonach sie ungeachtet ihrer prinzipiellen Stellung zum Kriege die ge- 
forderten Kredite bewilligen werden und worin sie weiter erklären, daß 
sie die in den Kampf ziehenden Brüder ohne Unterschied der Partei 
mit ihren heißen Münschen begleiten. Diese letzte Erklärung wird von 
allen Seiten des Hauses mit lebhaftem Beifall begleitet. 
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor, es schließt die erste Be- 
ratung. Da eine Verweisung an eine Kommission nicht beantragt ist,
	        
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