Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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gescheiterten Plan, Kunstwerke aus Frankreich fortzuschleppen. In Wahr- 
heit wurde die Kathedrale nicht angezündet, sondern durch Artilleriefeuer 
beschädigt, weil unter dem Schutze der weißen Fahne vom Turme der Kathe- 
drale Signale über die Stellungen der Deutschen gegeben wurden. Die Be- 
hauptung, ich hätte eine Liste zu raubender Kunstwerke aufgestellt, ist lächer- 
lich und an Wahnsinn grenzend, ebenso der Gedanke, daß für die auch von 
uns tief beklagte Beschießung andere als rein militärische Gründe maß- 
gebend waren. 
Franzöfische Bestialitäten. 
W. T. B. meldet: Nach einer dem Chef des Feldsanitätswesens vorlie- 
genden Meldung ist im Etappengebiet eine Krankentransportabteilung, die 
mit der Herbeischaffung verwundeter Franzosen beauftragt war, am 23. Sep- 
tember vormittags von französischen Franktireuren überfallen worden. Sie 
verlor dabei an Verwundeten und Toten einen Oberarzt und sieben frei- 
willige Krankenpfleger. 
Ein kühner Ulanenstreich. 
London, 25. September. Die „Times“ meldet aus dem Nord- 
westen Frankreichs vom 22. d. M.: Eine Abteilung Ulanen sprengte heute 
nachmittag die Brücke bei Miraumont zwischen Amiens und Arras. 
(Deutsche Tagesztg., 26. Sept.) 
Kämpfe in den Kolonien. 
Prätoria, 24. September. Nach einer amtlichen Meldung hat sich 
der deutsche Posten Schuckmannsburg am Sambesi am 21. September der 
rhodesischen Polizeitruppe ergeben. (Deutsche Tagesztg., 26. Sept.) 
Deutsche Unterhändler von den Franzosen gefangen! 
Unter gröblicher Mißachtung der weißen Flagge haben die Franzosen 
drei deutsche Parlamentäre, die sich im Automobil einer Stadt näherten, 
um sie zur Uebergabe aufzufordern, gefangen genommen. Es handelt sich 
um drei in Berlin wohlbekannte Persönlichkeiten, nämlich den Major von 
Arnim von einem Regiment der Garde-Kavallerie, den Rittmeister Werner 
von Kummer, Adjutant eines Generalkommandos, und das bekannte Mit- 
glied des Königlichen Schauspielhauses, Karl Clewing, der die beiden Offi- 
ziere als Meldereiter begleitete. Es heißt, die drei Gefangenen wären noch 
obendrein gezwungen worden, zu Fuß nach Paris zu marschieren. Zuver- 
lässige Nachrichten über ihr Schicksal ist trotz aller Bemühungen nicht zu 
erhalten gewesen. (Deutsche Tagesztg., 26. Sept.) 
England bricht die holländische Neutralität. 
Ueber einen Neutralitätsbruch Englands gegenüber Holland erfahren 
die „Stett. N. Nachr.“ von durchaus zuverlässiger Seite: Der Dampfer 
„Batavier"“ und der Dampfer „Katwijk“, der erste der Firma Müller, der 
zweite der Firma Erhardt u. Skers, beide in Rotterdam, gehörig, welche 
mit schwedischen Eisenerzen von Narvik in Norwegen nach Rotterdam 
unterwegs waren, sind von englischen Kreuzern in der Nordsee gekapert und 
beide nach Middlesbrough geschleppt worden. In Middlesbrough befinden 
sich die größten Hochöfen Englands. 
Staatssekretär Dr. Solf über den Verlust unserer Kolonien. 
Hamburg, 25. September. Der „Hamburgische Korrespondent" 
veröffentlicht folgenden ihm zur Verfügung gestellten Brief des Staats- 
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