Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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sekretärs Dr. Solf an den Direktor der Deutschen Handels= und Plantagen- 
Gesellschaft der Südsee---Inseln in Hamburg, Otto Riedel: 
Daß das Geschick Samoas mir persönlich besonders nahegeht, dessen 
brauche ich Sie nicht zu versichern. Niemand weiß besser als Sie, wie sehr 
mir die Perle der Südsee, dieses Kleinod unter unseren deutschen Schutz- 
gebieten, im Laufe einer mehr denn zehnjährigen Gouvernementstätigkeit 
ans Herz gewachsen ist. War es mir doch vergönnt, auf diesem viel um- 
strittenen, von drei Nationen heiß begehrten Inselreich die deutsche Flagge 
zu hissen, und habe ich doch, wie auch Sie, und eine lange Zeit mit Ihnen, 
die besten Jahre meines Lebens dort zugebracht und darangesetzt, auf den 
Inseln Frieden zu stiften, eine geordnete Verwaltung einzuführen und 
Samoa einer gesunden wirtschaftlichen Entwicklung näherzubringen. Und 
jetzt, da nach jahrelanger mühseliger Arbeit das Feld bestellt und die Zeit 
der Ernte gekommen ist, soll sie von schnöden, wehrlose Ansiedler über- 
fallenden Eindringlingen eingeheimst werden. Zum GEGlück wird das Geschick 
unserer Kolonien nicht in Afrika und in der Südsee, sondern auf den 
Schlachtfeldern Europas entschieden, und bei den bisherigen Erfolgen 
unserer Waffen hege ich das felsenfeste Vertrauen, daß es uns gelingen wird, 
schließlich auch unsern schlimmsten Feind, die Engländer, niederzuringen. 
Das aber ist eine schwere Aufgabe, viel schwerer, als sich ein großer Teil 
unserer Landsleute denkt, der das englische Weltreich nur vom Hörensagen 
kennt und durch die von gerechtem Zorn über sein bisheriges Verhalten 
gefärbte Brille ansieht. Die militärischen Machtmittel Englands zu Lande 
brauchen wir nicht zu fürchten. Mit den Künsten Kitcheners und Frenchs 
werden Moltke und unsere Kommandierenden fertig. Zur See steht unsere 
junge, zahlenmäßig unterlegene Flotte gegen die größte Seemacht aller 
Zeiten, die es noch nötig fand, außer den französischen Verbündeten noch 
Japan heranzuziehen. Es möchte vermessen klingen, in diesen ungleichen 
Kampf mehr zu erwarten als eine tödliche Schädigung des englischen 
Gegners. Hat nicht aber auch Nelson bei Trafalgar gegen eine Uebermacht 
gesiegt? Das Beispiel unserer Feinde berechtigt uns zu den kühnsten Hoff- 
nungen. Und Großbritanniens Prestige, schon erschüttert durch unsere 
Siege über seine Truppen, wird jede Schlappe zur See schwer überwinden 
können. Denn Englands Macht über die ihm botmäßigen eingeborenen 
Völkerschaften liegt in dem Glauben an die Unbesiegbarkeit des Mutter- 
landes. Trotz alledem heißt es: Kühl bleiben und auf der Hut sein, denn 
selbst bei einer Schwächung Englands dürfen wir die der britischen Krieg- 
führung eigentümlichen, den Mangel an militärischer Bereitschaft ersetzen- 
den Mittel nicht unterschätzen. So verwerflich und hinterlistig die Waffen 
sind, mit denen England unseren Handel, unsere Industrie bekämpft, so find 
es doch Waffen, die an Gefährlichkeit unseren gefürchteten Haubitzen gleich- 
kommen. Einem Hamburger brauche ich diese Gefahren nicht weiter zu 
beschreiben. Sie, mein lieber Herr Riedel, wie alle Hanseaten, fühlen sie 
am eigenen Leibe und mit gesteigerter Bitterkeit, denn mit Ihnen und 
Ihren Landsleuten weiß ich mich in dem ehrlichen Geständnis einig, daß 
wir den Engländern das Maß skrupelloser Gehässigkeit, das sie seit dem 
4. August der Welt zeigen, nie und nimmer zugetraut haben! Klagen nutzt 
aber nicht! Wir müössen auch gegen diese Mittel kämpfen und durchhalten, 
durchhalten nach beiden Fronten, militärisch und wirtschaftlich, bis wir Ruhe 
und Sicherheit wenigstens für ein Jahrhundert erstritten haben. Während 
wir mit unseren kontinentalen Feinden um den Sieg kämpfen, geht der 
  
 
	        
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