Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

— 462 — 
Glauben, in dieser Befürchtung war es strategisch berechtigt, in Deutsch- 
Südwest einzufallen, mehr zur Selbstverteidigung als um England in 
seinem Kampfe gegen Deutschland zu unterstützen. Mag das Burenvolk 
noch so viel Fehler haben, aber undankbar sind wir nicht und werden 
nie und nimmer vergessen, wieviel Tränen getrocknet, wieviel Not ge- 
lindert und wieviel Menschenleben gerettet worden sind durch die uns 
aus dem ganzen deutschen Lande bewiesene Hilfe. Gebe Gott, daß die 
Wahrheit der europäischen Sachlage trotz englischer Zensur bald bis zum 
Oranjefluß durchdringen möge. Mögen Hoch= und Niederdeutsche sich noch 
einmal die Hand reichen zu gemeinsamer christlicher Kulturarbeit und 
zur Ehre des gesamten Germanentums! Koos Jooste, zurzeit im Felde. 
Die „Deutsche Tageszeitung" bemerkt dazu, daß Koos Jooste deutscher 
Reichsangehöriger und zurzeit Kriegsfreiwilliger ist. 
Prinz Oskar im Felde erkrankt. 
Schloß Bellevue, 26. September. 
Die Kaiserin empfing gestern Abend Herrn v. Waldow und Reitzen- 
stein nebst Gemahlin. Herr v. Waldow überbrachte einen Brief Seiner 
Mojestät des Kaisers mit guten Nachrichten. 
Prinz Oskar von Preußen hat nach hier eingegangener Nachricht 
leider sein Regiment verlassen und sich in ärztliche Pflege nach Metz be- 
geben müssen. Der Prinz hat sich durch große Ueberanstrengung im 
efecht eine akute Herzschwäche zugezogen, die unbedingte Ruhe und 
Pflege verlangt. Bei der guten jugendfrischen Natur des Prinzen ist zu 
hoffen, daß die Herzmuskeln sich bald wieder kräftigen und keine nach- 
teiligen Folgen zurückbleiben. (Kreuz-Ztg., 26. Sept.) 
England maßregelt amerikanische Journalisten. 
Der „Köln. Ztg.“ wird aus Lüttich berichtet: 
Der Zufall wollte es, daß sich uns der Londoner Vertreter der 
„Chicago Tribune“, James O'Connel Bennet, hinzugesellte. Der Herr 
zog einen Brief aus London aus der Tasche, den er eben von seiner 
Gattin erhalten hatte, und las das Schreiben vor. Die Dame hatte sich 
in Abwesenheit ihres Mannes zu seinem Privatbureau begeben, um die 
eingegangene Post abzuholen, und fand es beim Betreten von der Ge- 
heimpolizei aus Scottland VBard besetzt. Die Herren hielten der Dame 
einen Zeitungsartikel ihres Gatten vor, den er auf dem Kontinent ge- 
schrieben hatte, nachdem er sich von dem ausgezeichneten Betragen der 
deutschen Truppen in Belgien überzeugt hatte. Es wurde der Frau 
unter heftiger Androhung eröffnet, daß ihr Mann, falls er weiteres 
„in favour of Germany“ schreiben würde, bei Rückkehr nach England 
verhaftet würde! Die Herren machten dann über die Persönlichkeit des 
Berichterstatters noch Eintragungen in die Register der Geheimbücher. 
Die arme Dame ist dadurch so in Aufregung geraten, daß sie ihren Mann 
beschwört, sich doch ja in der verlangten Weise zu verhalten. Herr 
O Connel Bennet aber sagte: „Nun erst recht nicht.“ Die Engländer 
sollen keinem Amerikaner gegenüber es durchsetzen, daß er nicht die Wahr- 
heit in seine Heimat über diesen Krieg berichtet. 
Die Dame berichtet dann weiter, daß der Vertreter- der „Chicago 
Daily News“ während eines gleichen Falles im Laufe der Woche in 
London verhaftet worden sei und eine böse Behandlung #a very Severe
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.