Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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heit zu schaffen. Viele von unseren Herren Kollegen ziehen mit hinaus 
in den Kampf um die Ehre des Vaterlandes. Unter uns ist keiner, der 
nicht von einem oder mehreren Söhnen und sonstigen Familienmitglie- 
derm Abschied nehmen müßte, und unsere ernsten und innigsten Segens- 
wünsche begleiten sie alle auf dem schweren, aber ehrenvollen Gange in 
den heiligen Kampf. (Lebhafter Beifall.) Unsere Segenswünsche be- 
gleiten unser ganzes Heer, unsere ganze Marine. (Lebhafter Beifall.) 
Wir sind des felsenfesten Vertrauens, daß die Schlachtfelder, die mit 
dem Blute unserer Helden getränkt werden, eine Saat hervorbringen 
werden, die dazu berufen ist, eine Frucht zu tragen, so schön, wie wir 
sie nur denken können, die Frucht neuer Blüte, neuer Wohlfahrt, neuer 
Macht des deutschen Vaterlandes. (Lebhafter Beifall.) 
Reichskanzler von Bethmann Hollweg: 
Meine Herren! Am Schlusse dieser kurzen, aber ernsten Tagung 
ein kurzes Wort. Nicht nur das Gewicht Ihrer Beschlüsse gibt dieser 
Tagung ihre Bedeutung, sondern der Geist, aus dem heraus sie gefaßt 
sind, der Geist der Einheit Deutschlands, des unbedingten rückhaltlosen 
gegenseitigen Vertrauens auf Leben und Tod. (Lebhafter Beifall.) Was 
uns auch beschieden sein mag: der 4. August 1914 wird bis in alle 
Ewicgkeit hinein einer der größten Tage Deutschlands sein. (Stürmischer 
Beifall auf allen Seiten.) Seine Majestät der Kaiser und Seine hohen 
Verbündeten haben mir den Auftrag gegeben, dem Reichstag zu danken. 
Ich habe eine Allerhöchste Verordnung dem Hause mitzuteilen: 
Wir, Wilhelm von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von 
Preußen, verordnen auf Grund der Artikel 12 und 26 der Verfassung 
mit Zustimmung des Reichstags im Namen des Reiches was folgt: 
§ 1. 
Der Reichstag wird bis zum 24. November 1914 vertagt. 
Der Reichskanzler wird mit der Ausführung dieser Verordnung be- 
auftragt. 
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und bei- 
gedrucktem Kaiserlichen Insiegel. 
Gegeben Berlin im Schloß, den 4. August 1914. · 
(ggez.) Delbrück. (gez.) Wilhelm. 
Ich habe die Ehre. diese Urkunde dem Herrn Präsidenten zu über- 
reichen. (Der Reichskanzler überreicht die Urkunde dem Präsidenten 
Dr. Kaempf, der sie mit einer Verbeugung entgegennimmt.) 
Präsident Dr. Kaempf: Meine Herren, nach diesen Worten des Herrn 
Reichskanzlers bleibt uns nur übrig, nochmals zu beteuern, daß das 
deutsche Volk einig ist bis auf den letzten Mann, zu siegen oder zu 
sterben auf dem Schlachtfelde für die deutsche Ehre und für die deutsche 
Einheit. (Lebhafter allseitiger Beifall.) Wir trennen uns mit dem Rufe: 
Seine Majestät, der Deutsche Kaiser, Volk und Vaterland leben hoch! 
hoch! hochl (Die sämtlichen Mitglieder des Hauses, die während des 
ganzen letzten Teils der Sitzung einschließlich der Sozialdemokraten 
stehen geblieben sind, stimmen mit Ausnahme der letzteren dreimal be- 
geistert in das Hoch ein. Die Sozialdemokraten bleiben auch während 
des Hochs stehen.) Die Sitzung ist geschlossen. (In dem Saal und auf 
den Tribünen erschallt nochmals lebhaftes Händeklatschen.) 
Schluß 5 Uhr 50 Minuten.
	        
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