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von je fünf Offizieren zwei gefallen. Schon viele hundert Offiziere seien
aus England nach der Front gegangen, um die Lücken auszufüllen; aber
das könne nicht immer so weiter gehen. Der Artikel schließt: „Es ist
schon jetzt deutlich, daß viel zu wenig Offiziere für das neue Heer
übrig find. Deshalb ist es vielleicht besser, acht Divisionen, die gut
geübt und ausgerüstet sind, mit tüchtigen Offizieren an der Front zu
unterhalten, als die fünfundzwanzig Armeekorps, von denen Churchill
redet. Bis jetzt hat sich das englische Heer sehr tüchtig erwiesen, nicht
durch die Quantität, aber durch die Qualität, andererseits muß man
zugeben, daß am jetzigen Kriege ganze Völker beteiligt find, und daß
auch viel auf die Zahl ankommt. Wir sind in einem Dilemma, dessen
Lösung nicht leicht ist.“ (Berl. Tgbl. 28. Sept.)
Aus dem SHauptauartier.
Großes Hauptquartier, 27. September, abends.
Die Lage auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen blieb heute un-
verändert. (W.T. B.)
Ein holländischer Protest gegen die englische Seeräuberei.
Amsterdam, 27. September. Mit ungewöhnlicher Schärfe
wendet sich der „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ gegen England, das
während des russisch-japanischen Krieges aufs schärfste gegen Rußland
protestiert habe, das Kohlen und Lebensmittel für absolute Konterbande
erklärte. Heute tue England dasselbe, wie damals Rußland; es nenne
Lebensmittel und Brennmaterial zwar relative Konterbande, behandle
sie aber als absolute. Nun sei England noch einen Schritt weiter
gegangen, indem es Güter, die nach der Londoner Erklärung überhaupt
nicht als Konterbande angesehen werden dürften, also in Wahrheit zu
absoluter Konterbande mache. Das Blatt fährt wörtlich fort: „Wir
halten es für unsere Pflicht, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, daß
die britische Regierung auf diese Weise handelt, wie Lord Lansdowne
1904 es gegenüber Rußland ausdrückte, nämlich ohne Achtung der wohl-
bekannten Rechte der Neutralen, und daß England von dem Nicht-
inkrafttreten der Londoner Seerechtsdeklaration Gebrauch macht, um den
neutralen, also auch den niederländischen Handel in willkürlicher Weise
zu knebeln.“ « (Frankfurter Zeitung. 28. Sept.)
Hunderttausend französische und englische Verwundete.
Gelegentlich der Abwehr öffentlicher Beanstandungen der Art, wie
die Verwundeten vom Kriegsschauplatze fortgeschafft werden, verrät das
französische Kriegsministerium, daß die Franzosen und Engländer in der
Aisne-Schlacht bereits hunderttausend Verwundete gehabt haben.
Verlängerung des Moratoriums in Italien.
W.T. B. Rom, 27. September. Durch einen Königlichen Erlaß
wird das Moratorium vom 30. September bis zum 31. Dezember ver-
längert. Der Erlaß bestimmt vor allem, daß die Kreditinstitute die
Auszahlung der Depots, die vor dem 4. August eingelegt worden sind,
auf 10 Prozent für jeden der Monate Oktober, November und Dezember
beschränken können. Die Emissionsbanken und die Postsparkassen müssen
jedoch wie immer die Einlagen vollständig auszahlen. Für Wechsel.