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des mit Deutschland drohenden Krieges kein deutsches Geld mehr her-
zugeben. Man braucht die Daten nur immer wieder chronologisch zu-
sammenzustellen, um stets neue Beweise dafür zu erhalten, wer diesen
Weltkrieg auf seinem, freilich sehr „robusten“ Gewissen hat.
(Berl. Tgbltt. 28. Sept.)
„Zeppeline“ und Flieger über Flandern, Paris und Warschau.
Ostende, 27. September.
Ein Zeppelinluftschiff unternahm in der letzten Nacht eine Streif-
fahrt, ohne jedoch über Ostende zu kommen. Es überflog Alost, Gent
und Deynze, wo es um 1 Uhr 30 Minuten fünf Bomben warf. Darauf
wandte sich das Luftschiff nach Thournhout in der Richtung auf Cour-
trai und Tournai und schlug schließlich die Richtung nach Osten ein.
Amsterdam, 26. September.
„Telegraaf“ meldet aus Antwerpen vom 25. d. M.: Das Zeppelin-
luftschiff, das über Ostende erschien, hat anscheinend die ganze Provinz
Westflandern überflogen. Es wurde über Kortryk, Sotteghem, Ronsse,
Ninove und Geeraardsbergen gesehen.
Rotterdam, 28. September.
Wie das Reutersche Bureau aus Warschau meldet, überflog Sonn-
Abend früh ein „Zeppelin“ die Stadt und warf zwei Bomben herunter.
Der angerichtete Schaden sei gering gewesen. Der Luftkreuzer soll an-
geblich bei Modlin heruntergeschossen und die Besatzung gefangen ge-
nommen worden sein. (Germania. 29. Sept.)
Eriechische Beschwerden gegen die Türkei und Bulgarien.
Athen, 27. September.
Nach zuverlässigen Nachrichten gehen die bulgarischen Komitatschis
im Einvernehmen mit den Türken vor. Eine tausend Mann starke
Bande versuchte die Grenze zu überschreiten, wurde aber zurückgewiesen.
Eine andere Bande, die aus Türken und Bulgaren zusammengesetzt war,
machteyeinen gleichen Versuch. Neun Türken wurden dabei getötet.
Aus dem russischen Orangebuch.
Aus dem russischen Orangebuche, das die Korrespondenz des russi-
schen Ministers des Auswärtigen Sassanow mit den russischen Botschaf-
tern in den verschiedenen Hauptstädten wiedergibt, sind die folgenden
Telegramme, als Belege russischer Heuchelei besonders bemerkenswert:
Sassonow an den russischen Botschafter in London.
Petersburg, 25. Juli.
Im Fall einer weiteren Verschlimmerung der Lage, die zu ent-
sprechenden Maßnahmen der Großmächte Anlaß geben würden, rechnen
wir darauf, daß England nicht zögern wird, sich ohne weiteres auf die
Seite Rußlands und Frankreichs zu stellen, um das europäische Gleich-
gewicht zu wahren, zu dessen Gunsten Großbritannien in der Vergangen-
heit stets interveniert hat. Dieses Gleichgewicht wäre gefährdet im
Falle eines österreichischen Triumphes.