Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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der Verwendung dieser Geschosse zu bezichtigen. Zwei der in deutsche 
Kriegsgefangenschaft geratenen englischen Offiziere haben sich nun vor 
kurzem bei einer amtlichen Vernehmung über die Verwendung von 
Dum-Dum-Geschossen in der englischen Armee geäußert. Die Vernom— 
menen sind der Oberst Gordon vom Gordon Highländer-Regiment, 
Adjutant des Königs von England, und der Oberstleutnant Neish vom 
1. Gordon Highländer-Regiment. 
Aus der uns vorliegenden, in deutscher Uebersetzung wiedergege- 
benen Niederschrift der beglaubigten Aussagen dieser Offiziere geht 
hervor, daß beiden von der englischen Regierung Revolverpatronen mit 
abgeplattetem Geschoß geliefert worden sind. 
Derartige Geschosse können gar keinen anderen Zweck haben, als 
den, möglichst grausame Verwundungen zu erzeugen. Die Offiziere geben 
zu, daß sie selbst an der völkerrechtlichen Zulässigkeit dieser Munition 
gezweifelt und sie deshalb vergraben haben. Von anderen Angehörigen 
des englischen Heeres sind jedoch die erwähnten Patronen, deren Photo- 
graphie uns vorliegt, auch im Kampfe benutzt worden. Den Beweis 
dafür liefert die in erbeuteten englischen Revolvern vorgefundene Mu- 
nition. 
Nachstehend drucken wir die deutsche Uebersetzung der uns vor- 
liegenden Niederschriften der beiden Offiziere ab. 23.9 
In Plymouth erhielt ich die Revolvermunition. Sie war vorne 
abgeplattet. Da ich im Zweifel war, ob die Munition völkerrechtlich 
einwandfrei war und keinen bestimmten Aufschluß von meiner vorge- 
setzten Behörde hierüber erhalten konnte, vergrub ich meine Revolver- 
munition. 
Vier Tage vor der Schlacht bei Mons, woselbst ich zum ersten Male 
mit der deutschen Armee zusammenstieß, verstaute ich meinen Revolver 
bei meiner schweren Bagage und habe ihn niemals wieder getragen. 
Die Revolvermunition war dieselbe, wie sie mir und den anderen Offi= 
zieren des Gordon Highländer-Regiments im letzten Juni zur Erledigung 
des jährlichen Revolverübungsschießens ausgehändigt worden ist. 
19. 9. 14. 
W. E. Gordon, Colonel Gordon Highländers A. D. C. to the King. 
Geschrieben in meiner Gegenwart: 
Frhr. v. Lersner, Lt. d. Res. Hus.-Regt. Nr. 7. 
Frhr. v. Berckheim, Lt. d. Res. 2. G.-Drag.-Regt. 23 
Was die Revolvermunition anbetrifft, so war das gelieferte Geschoß 
vorne abgeplattet. Ich habe zum ersten Male dieses Geschoß während 
dieses Sommers bei den jährlichen Gefechtsübungen gesehen. 
Auf Veranlassung des Frhr. v. Lersner gebe ich obenstehende sum- 
marische Antwort schriftlich ab auf mündliche Fragen, welche er mir 
vorgelegt hat. 
Torgau, 19. September 1914. 
F. H. Reish, Lt.-Col. 1. Gordon Highländers. 
Geschrieben in meiner Gegenwart. 
Frhr. v. Lersner, Lt. d. Res. Hus.-Regt. Nr. 7. 
Frhr. v. Berckheim, Lt. d. Res. 2. G.-Drag.-Regt.
	        
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