Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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reich gehen. Für die neue Armee werden also nur wenige Offiziere 
übrig bleiben. 
Zweifel an der Tüchtigkeit der gegen uns mühsam zusammenge— 
trommelten Soldaten und Mangel an Offizieren — ein für uns er— 
freulicheres Eingeständnis aus englischem Munde könnte kaum von jen— 
seits des Kanals zu uns kommen. 
Bemerkenswert ist auch eine Mitteilung, die dem „Rotterd. Cour.“ 
unter der Ueberschrift „Englische Friedensschalmeien“ zugeht: 
Rotterdam, 26. September. 
Die oft als offiziös angesprochene „Westminster Gazette“, die 
aber mit Recht wohl als das Sprachrohr Greys angesehen werden 
darf, erklärt, Englands Ziel sei nicht die Vernichtung Deutschlands. 
Jeder Frieden, der Wunden und Revanche-Ideen zurücklasse, verfehle 
seinen Zweck, und darum sei England bereit, sofern Deutschland nach 
dem Grundsatz „Leben und leben lassen“ handeln wolle, den glim- 
menden Hoffnungsfunken nicht auszulöschen. 
Im Zusammenhang hiermit sei erwähnt: Ueber die Lage im Westen 
hat der Korrespondent der „Gotenburger Handelszeitung“ „von wohl- 
unterrichteter Seite“ aus Berlin eine optimistische Schilderung erhalten, 
die er aber nur zum Teil veröffentlichen durfte. 
„Frankreich wird nach spätestens zwei Monaten vollständig besiegt 
sein. Sobald Verdun genommen ist, wird die entscheidende Wirkung 
des Krieges eintreten. Die Entwicklung der Geschehnisse wird hier- 
nach sehr schnell vor sich gehen. Der Geist der deutschen Armee ist 
vollständig unverändert, während die Franzosen oft nur auf die Gele- 
genheit warten, sich zu ergeben.“ 
Ueber den weiteren vermutlichen Verlauf des Krieges wurden dem 
Vertreter des Gotenburger Blattes Andeutungen gemacht: In Deutsch- 
land ist man nicht nur von einem glücklichen Ende des Krieges über- 
zeugt, sondern meint, daß man gute Gründe zu der Hoffnung hat, daß 
der Krieg nicht sehr lange dauern wird.“ (Voss. Ztg. 29. Sept.) 
Besetzung Dualas durch Engländer und Franzosen. 
Paris, 28. September, nachmittags. 
Aus Bordeaux wird gemeldet: Eine französisch-englische Expedition, 
die von englischen und französischen Kriegsschiffen begleitet war, beson- 
ders vom englischen Kreuzer „Cumberland“ und dem französischen 
Kreuzer „Bruix“, landete in Kamerun. Duala wurde ohne Kampf 
besetzt. (Voss. Ztg. 29. Sept.) 
Der Islam gegen Rußland. 
Konstantinopel, 27. September. Wie der „Ikdam“ erfährt, 
hat zwischen den Russen und dem persischen Stamme der Kardar ein 
Zusammenstoß stattgefunden; ein Angriff der Russen wurde abgeschlagen, 
ein russischer Offizier und zwanzig Soldaten getötet. Derselbe Stamm 
hat den Scheich von Barzam und seine Anhänger, alles russische Partei= 
gänger, die vor längerer Zeit geflüchtet waren, festgenommen und den 
türkischen Behörden ausgeliefert. · 
Aus persischen Blättern übernimmt „Ikdam“ folgende Meldungen: 
Die Russen ziehen sich aus Persien zurück; die russischen Kosaken sind 
 
	        
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