Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

— 501 — 
ghan“ wieder, wonach der Emir von Afghanistan eine Streitmacht von 
etwa vierhunderttausend Mann regulärer Truppen unter dem Ober- 
befehl seines Bruders Nasr-Ullah-Khan mit dem Auftrage entsandt habe, 
die Stadt Peschawar, den Schlüssel Indiens, zu besetzen. Eine andere 
aus dreihunderttausend Mann bestehende afghanische Streitmacht unter 
dem Befehl des Thronfolgers marschiere gegen Rußland. 
Die englischen Staatseinkünfte. 
W.T.B. London, 30. September. (Drahtbericht.) Die Staats- 
einkünfte der letzten drei Monate betrugen 35 681 283 Pfund Sterling, 
das bedeutet eine Verminderung um 6 750 516 Pfund Sterling gegen den 
gleichen Zeitraum im Jahre 1913. Die Einkünfte der letzten neun Monate 
weisen nur eine Verminderung um 2 730 731 Pfund Sterling auf. 
Die Dardanellen-Sperre. 
ur i en, 1. Oktober. Aus Konstantinopel meldet die Politische Korre- 
spondenz: 
Die Dardanellensperrung war durch das Kreuzen einer aus 21 Ein- 
heiten bestehenden englischen Flotte veranlaßt, die allein schon die Bewe- 
gungsfreiheit der Türkei beschränkte. Die Verhinderung der Ausfahrt von 
türkischen Torpedobooten wurde als Gewalttätigkeit empfunden. Schließ= 
lich wurde eine Erklärung des englischen Botschafters Sir Edward Mallet, 
daß England den „DVarriz Seultan“ (früher „Goeben“) und „Medilli“ 
(früher „Breslau“) als deutsche Kriegsschiffe betrachte, und daß diese bei 
Austritt aus den Dardanellen von der englischen Flotte vernichtet werden 
würden, als beleidigender, gewalttätiger Schritt empfunden. England 
glaubt sich somit berechtigt, eine von der Türkei vollzogene Schiffserwerbung 
als nichtig erklären zu können und türkischen Schiffen das Erscheinen in 
türkischen Gewässern verbieten zu dürfen. Darauf antwortete die Pforte 
mit der Dardanellensperrung. 
Konstantinopel, 30. September. Die Sperrung der Darda- 
nellen trifft aufs empfindlichste die Getreideausfuhr Rußlands und Rumä- 
niens nach England. Gewöhnlich unternehmen die französischen Messa- 
geriesdampfer nur einmal wöchentlich die Fahrt Marseille—Odessa. Seit 
einem Monat verkehren täglich kaum irgendwelche Passagiere, während 
starke Sendungen Kriegsmaterial und Goldladungen für Rußland befördert 
wurden, was nunmehr aufhört. (Germania, 1. Okt.) " 
Die Balkanstaaten weisen die Dreiverbandsverlockungen zurück. 
Sofia, 1. Oktober. Das offiziöse Blatt Kambana tritt den russen- 
freundlichen Zeitungen, welche die Sache Rußlands von der Sache Serbiens 
trennen wollen, entgegen und schreibt, beide Staaten seien untrennbar ver- 
bunden; wer mit Rußland gehe, müsse auch ein Freund Serbiens sein. Es 
wäre einfältig, auf Rußlands Tücke Hoffnungen aufzubauen. Die mazedo- 
nische Frage 7 mit der Frage der Beziehungen zu Rußland innig ver- 
knüpft. Die Fllusion, daß Rußland die bulgarischen nationalen Sdeale ver- 
wirklichen könne, müsse endgültig zerstört werden. Das Blatt will wissen, 
daß Rußland neuerdings an Bulgarien Forderungen gerichtet habe, die mit 
dessen Neutralität unvereinbar seien. Das bulgarische Volk werde eine 
entschiedene Zurückweisung dieser Forderungen einmütig billigen. Es 
32 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.