Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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müßten sofort Maßnahmen gegen jeden Versuch, die bulgarische Selbstän- 
dinkeit zu verletzen, getroffen werden. 
Mit derselben Entschiedenheit werden die fortgesetzten englischen Ver- 
suche: Bulgarien an die Seite der Fürstenmörder-Bundesgenossen zu ziehen, 
abgelehnt. Der Korrespondent des türkischen Blattes Taswir-i-Efkiar in 
Sofia meldet, Erklärungen des Ministerpräsidenten Radoslawow und 
Genadiews ihm gegenüber sowie Feststellungen anderer kompetenter poli- 
tischer Kreise ergäben, daß Buxtons Bemühungen wirkungslos geblieben 
seien. Buxton, der Vorsitzende des englischen Balkankomitees, hatte sich 
besonders bemüht, Bulgarien zu gewinnen. Ebensowenig Erfolg bei der 
Regierung oder der öffentlichen Meinung habe die propagandistische Tätig- 
keit der Opposition. Radoslawow habe auf die innigen türkisch-bulgarischen 
Beziehungen verwiesen, die das gegenwärtige Kabinett entschieden aufrecht 
erhalten wrde. Das heißt soviel, als daß Bulgarien und die Türkei zusam- 
mengehen werden — selbstverständlich gegen die serbischen Königsmörder 
und deren Dreiverbandsprotektoren. " 
Auch Rumänien verharrt fest in der Neutralität. und läßt sich darin 
auch nicht durch das Lärmen und Schreien einer Minderheit von Französ- 
lingen irre machen. Wie der „Voss. Ztg.“ aus Bukarest berichtet wird, hat 
nach vereinzelten Straßenkundgebungen und öffentlichen Versammlungen 
die den sofortigen Eintritt Rumäniens in eine militärische Aktion gegen 
Oesterreich-Ungarn verlangten, in der öffentlichen Meinung eine ruhigere 
Stimmung Platz gegriffen. Kennzeichnend hierfür sind Kundgebungen der 
Jassyer Universitätsprofessoren, deren Mehrzahl sich im Gegensatz zu den 
Bukarester Kollegen dahin aussprach, daß die Universität weder über die 
Aktion des Landes, noch über den Augenblick für diese Aktion zu entscheiden 
habe, sondern dies den verantwortlichen Faktoren überlassen müsse. Sehr 
viel trägt zur Beruhigung der Stimmung die Festigkeit und der Takt der 
Regierung bei, die durch ihre Presse die öffentliche Meinung aufklärt und 
entschlossen ist, unter keinen Umständen sich durch Treibereien eigensüchtiger 
Politiker und Zeitungen, die das Nationalgefühl der Massen mißbrauchen 
und irreführen, in eine Politik der Abenteuer hineindrängen zu lassen. 
Man darf den Beschlüssen des Kronrats mit vollstem Vertrauen entgegen- 
sehen. Nichts deutet darauf hin, daß Rumänien daran denkt, aus seiner 
selbstgewählten Neutralität hervorzutreten, die unter den gegebenen Ver- 
hältnissen seinen Interessen am besten entspricht. Die eifrigen Dreiver- 
bandswerber bei den Balkanstaaten aber sollten sich doch sagen, daß sie mit 
ihren unwürdigen Zumutungen bei diesen Staaten um so weniger Erfolg 
haben können, je zudringlicher sie werden und dadurch zu erkennen geben, 
daß ihre eigene Lage immer ungünstiger wird. Auf ein sinkendes Schiff 
wird sich doch kein zurechnungsfähiger Mensch begeben. (Germ., 1. Okt.) 
Eine Kundgebung der Liberalen Italiens für die Neutralität. 
Rom,, 1. Oktober. Die heutige Versammlung der liberalen Partei 
in Montecitorio lehnte die Tagesordnung Arlottas mit ihren irreden- 
tistischen Anspielungen und der Erklärung, daß der Krieg heilige Verträge 
verletzt und Italien aller Vertragspflicht entbunden habe, ab und nahm 
eine maßvolle Tagesordnung Grippo an, die der Regierung ihr Vertrauen 
und die Hoffnung ausspricht, daß sie die nationalen Interessen zu schützen 
wissen werde, und billigt die Neutralität. Dies ist ein Beweis, daß die Na- 
tionalisten viel Wasser in ihren Wein geschüttet haben, da auch ihr Führer
	        
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