Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Federzoni für diese Tagesordnung stimmte. Eine Abordnung überbrachte 
dem Ministerpräsidenten Salandra diese Resolution. 
Bulgarien verweigert die Durchfuhr von Kriegsmaterial. 
Sofia, 2. Oktober. Der hiesige russische Gesandte Sawinski hat im 
Namen seiner Regierung um die Bewilligung der Durchfuhr von Kriegs- 
material für Serbien über Bulgarien ersucht. Der Ministerrat beschloß, das 
Ersuchen mit Berufung auf Artikel 2 der Haager Konvention abzuweisen 
sowie mit der Begründung, daß Bulgarien auch weiterhin strenge Neutra- 
lität bewahren will. Die russischen Sendungen an Kriegsmaterial gingen 
bisher mit Schiffen auf der Donau, wogegen niemand Einspruch zu erheben 
bemüßigt war. (Voss. Ztg., 3. Okt.) 
Erklärungen des italienischen Ministerpräfidenten. 
Rom,, 2. Oktober. Ministerpräsident Salandra erklärte den liberalen 
Abgeordneten, die ihm das in ihrer Versammlung von Montecitorio ein- 
stimmig genehmigte Vertrauensvotum überbrachten: „Die Regierung ist 
sich ihrer schweren Verantwortung bewußt, sie muß jedoch darauf bestehen, 
daß man ihr Aktionsfreiheit lasse. Denn sie allein vermag die Notwendig- 
keiten der politischen Lage klar und sicher zu erwägen, um ihr Tun und 
Lassen danach einzurichten. Um die parlamentarischen Parteien in die 
gleiche Lage zu setzen, müßten Staatsgeheimnisse preisgegeben werden, was 
ein Verbrechen und eine ungeheuerliche Torheit wäre.“ In bezug auf die 
Bereitschaft des Heeres gab Salandra die beruhigendsten Versicherungen. 
(Voss. Ztg., 3. Okt.) 
Ein ägyptischer Protest. . 
Der Präsident des Klubs ägyptischer Patrioten in Genf, Dr. M. Rifat, 
erläßt einen „Aufruf an die Völker des Orients“, worin er erklärt, daß die 
indischen und afrikanischen Truppen von England und Frankreich bloß als 
Kanonenfutter verwendet werden, während in Friedenszeiten dieselben 
Afrikaner als schmutzige Araber behandelt und die Inder, gleichfalls als 
schmutzige Rasse, in der englischen Kolonie Kanada am Landen verhindert 
werden. England und Frankreich, sagt der Aufruf weiter, sinken vor Ruß- 
land in die Knie und führen afrikanische und asiatische Truppen zur 
Schlachtbank, um die Söhne ihres eigenen Landes zu schonen. Gegen dieses 
barbarische Verfahren müsse ebenso protestiert werden wie gegen die scham- 
losen Lügen, die über Deutschland und seine Kriegführung verbreitet 
werden. (Voss. Ztg., 2. Okt.) 
Brunnen-Vergiftung. 
Folgender russische Geheimerlaß wird bekannt: 
Lyck (Ostpr.), 2. Oktober. 
Als voraussichtliche Ursache der häufigen Beschießungen unserer Sani- 
tätskolonnen durch die Russen teile ich Ihnen folgenden, von unseren 
Truppen aufgefangenen, uns soeben vom Armeeoberkommando übermittel- 
ten Geheimerlaß des rufsischen Generalissimus mit: 
„Der Oberbefehlshaber der Armeen der nordwestlichen Front. 
Geheim! 
An den Führer der 1. Armee. 
Die Hauptverwaltung des Generalstabes teilt mit, daß das bakteriolo- 
gische Laboratorium bei der deutschen Feldarmee Choleraverpflanzungs- 
32“
	        
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