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dauernd die chauvinistischen Strömungen in Frankreich und Rußland gegen
Deutschland ermutigte und damit einen Zustand der Spannung auf dem
Kontinent hervorrief, der sich im gegenwärtigen Krieg entladen hat. Von
jeher ist es die englische Politik gewesen, die Völker des Kontinents gegen-
einander aufzureizen, um selbst ungestört die Welt beherrschen zu können.“
Der Patentkrieg.
Paris, 30. September. Der Generalrat des Departements Bouches-
du-Rhone hatte in einem Schreiben die Regierung aufgefordert, den Rechts-
schutz deutscher Patente und Fabrikmarken aufzuheben. Eine Anzahl In-
dustrieller Südostfrankreichs richtete daraufhin eine Mitteilung an den
„Temps“, in der erklärt wird, daß ein derartiger Beschluß der Regierung
zu ähnlichen Maßnahmen seitens der deutschen Regierung französischen Pa-
tenten gegenüber führen könne. Dies habe große Bedeutung, da die von
Deutschen und Oesterreichern in Frankreich erworbenen Patente nur den
Wert besäßen, den Zeitpunkt der Einreichung festzustellen, und die Patente
zumeist nicht ausgenutzt würden. Die von Franzosen in Deutschland und
Oesterreich erworbenen Patente besäßen hingegen großen Wert und
würden von den Industriellen ausgenutzt, welche durch den Verfall der Pa-
tente in Deutschland und Oesterreich in kurzer Zeit zugrunde gerichtet
werden könnten. Eine Aenderung in der Patentschutzgesetzgebung müsse
deshalb zuvor von fachmännischer Seite reiflichst erwogen werden.
(Berl. N. Nachr., 2. Ok..)
Neue serbische Niederlage.
Ofenpest, 2. Oktober. Ein neuerlicher Einfall der Serben in
kroatisches Gebiet hat ebenfalls mit einer schweren Niederlage der Serben
geendet. Unsere Armeeleitung hat einen neuerlichen Vorstoß der Serben
planmäßig gefördert, um die Serben auf unserem Boden fassen zu können,
was vollkommen gelungen ist. Der Einfall, der am Montag erfolgte, endete
mit einer vernichtenden Niederlage der Serben, die Tausende von Verwun-
deten, Toten und Gefangenen hatten. (Post, 2. Okt.) «
Prinz Joachim an einen Regimentskameraden.
Wien, 2. Oktober. Der in einem preußischen Garderegiment die-
nende Sergeant Karl Kummer, der verwundet bei seiner Schwester in
Teplitz wohnt, hat von dem jüngsten Sohne Kaiser Wilhelms, dem Prinzen
Joachim von Preußen, der ihn seit Jahren kennt, auf einen Brief folgende
Antwort erhalten:
„Mein lieber Kummer! Wie aufrichtig freue ich mich, von Ihnen
Ihren sorgsamen Brief erhalten zu haben. Das wußte ich von Kummer,
daß niemand ihn werde halten können, wenn es darauf ankäme, loszuhauen.
Gott gebe, daß Sie bald wieder gesunden, um ruhmgekrönt in Potsdam ein-
zuziehen, bewundert und beneidet.
Von wem werden Sie gepflegt?
Das alte, stolze Erste Garderegiment hat bewiesen, daß es zu siegen und
zu sterben bereit war.
Kummer, wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, so will ich es gern
tun, um Ihnen jede nur mögliche Annehmlichkeit zu schaffen. Sie wissen,
wie ich mich stets über Ihre Hingebung an den Dienft gefreut habe, und
wie wir beide immer für Schwung waren.