pfarrer gegenüber ausgesprochen hatten, in die bischöflichen Anstalten
des Paderborner Bischofs aufgenommen werden. Die Erfüllung dieses
Wunsches des Bischofs erfolgte unter bestimmten Garantien, insbeson-
dere strenger militärischer Bewachung. (Tägl. Rundsch., 5. Oktober.)
Grey der Lügner.
In der in München erscheinenden „Bayer. Staatsztg.“ hatte seiner-
zeit Professor Sieper die Auffassung vertreten, daß die vor Europa bis
zum Augenblick der Demaskierung von dem englischen Staatssekretär
so aufdringlich zur Schau getragene Miene des ehrlichen Maklers,
wirklich auch ehrlich gemeint gewesen sei. Jetzt schreibt Professor Sieper
an derselben Stelle:
Am 29. Juli hat der englische Botschafter in Wien v. Bunsen bereits
seinen Haushalt aufgelöst. Am 30. Juli hatte Petersburg bereits die
Zusage der Hilfe Englands in Händen (siehe Bericht des belgischen Ge-
sandten in Petersburg an seine Regierung). Trotzdem hat Grey, wie
ich aus absolut sicherer Quelle erfahre, einem früheren englischen Par-
lamentsmitglied im Auswärtigen Amt die Zusicherung erteilt, für
England gebe es keinen Krieg, auch wenn die belgische Neutralität wirk-
lich verletzt würde. Im Angesicht dieser Tatsache kann auch ich die
früher geäußerte Ansicht von der Ehrlichkeit Greys bei den Vermitt-
lungsaktionen nicht mehr aufrecht erhalten. «
In der Tat, auch der harmloseste Mensch wird den letzten Rest
einer solchen Ansicht fahren lassen müssen, wenn er mehr und mehr er-
erfährt, wie der Meister der Schamlosigkeit, Mister Grey, auch sein
eigenes Land und seine eigenen Leute aufs brutalste angelogen hat.
Im Anschluß hieran noch ein Beweis für die Verlogenheit der von
Herrn Grey geführten englischen Politik, die immer noch vor der Welt
und vor ihrem eigenen Lande das Gaukelspiel ihrer „Friedensbe-
mühungen“ trieb, als sie den Ueberfall auf Deutschland mit Rußland
schon endgültig verabredet und beschlossen und sogar schon die ersten
kriegerischen Schritte gegen uns im Verborgenen getan hatte. Nach
der „Peking Gazette“ vom 31. Juli hatte diese englische Zeitung schon
in der Nacht vom 30. zum 31. die Meldung empfangen, daß die eng-
lischen Flußkanonenboote „Snipe“, „Woodcock“ und „Kinsha“ auf Be-
fehl der britischen Admiralität in Hankow abgerüstet hätten. Die Ab-
rüstung muß also bereits am 30. erfolgt und der bezügliche Befehl der
Admiralität wahrscheinlich schon am 29. Juli erlassen worden sein. Da die
Abrüstung von Flußkanonenbooten im chinesischen Fluß= und Meeres-
gebiet nur im absoluten Kriegsfall und nicht bei bloßer Kriegs-
gefahr angeordnet werden kann, so ist damit erwiesen, daß die Londoner
Regierung bereits am 29. oder spätestens am 30. Juli an den Kriegs-
fall für Großbritannien glaubte, das heißt zum Kriege fest entschlossen
war, und dies zu einer Zeit, als sie noch in Europa vorgab, als
Friedensvermittlerin aufzutreten. (Tägl. Rundschau, 5. Oktober.)
Weitere Taten des Kreuzers „Leipzig“.
London, 4. Oktober. Die „Times“ meldet aus Lima: Der
deutsche Dampfer „Marie“ ist in Callao mit der Bemannung des
Dampfers „Bankfield“ eingetroffen, der an der Nordküste von Pert