Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

angefüllt, als gegen Mittag ein Schiff in Sicht kam, das sich als der 
englische geschützte Kreuzer „Highflyer“ herausstellte. Es fand dann fol- 
gender Signalverkehr durch Scheinwerfer zwischen beiden Schiffen statt: 
Englisches Kriegsschiff: „Highflyer. Surrender.“ (Ergeben 
Sie sich.“) 
„Kaiser Wilhelm der Große“: Keine Antwort. 
„Highflyer“: „I call you to surrender.“ („Ich fordere Sie auf, 
sich zu ergeben.“) 
„Kaiser Wilhelm der Große“: „Deutsche Kriegsschiffe ergeben sich 
nicht. Ich ersuche Sie, die spanische Neutralität zu achten.“ 
„Highflyer“: „Vou coal the second time in this port. I call 
vou to surrender. If not, 1 will fire on you at once.“ („Sie 
kohlen zum zweiten Male in diesem Hafen. Ich fordere Sie auf, sich 
zu ergeben. Wenn nicht, werde ich sofort auf Sie feuern.“) 
„Kaiser Wilhelm der Große“: „Ich kohle hier zum ersten Male. 
Im übrigen ist das eine spanische Angelegenheit.“" 
„Highflyer“: „Surrender at once.“ („Ergeben Sie sich sofort!") 
3 „Kaiser Wilhelm der Große“: „Ich habe Ihnen nichts mehr zu 
agen.“ » 
Hierauf eröffnete um 1 Uhr 16 „Highflyer“ das Feuer, das vom 
„Kaiser Wilhelm der Große“ sofort erwidert wurde. Der Kampf wurde 
von letzterem geführt, während das Schiff etwa 2000 Meter von der 
Küste vor Anker lag, sich also innerhalb der spanischen Hoheitsgewässer 
befand. Um unnötige Menschenverluste zu vermeiden, ließ der Kom- 
mandant des Hilfskreuzers das nicht auf den Gefechtsstationen ge- 
brauchte Personal auf die beiden längsseit liegenden Kohlendampfer 
übersteigen, ebenso die an Bord befindlichen englischen Besatzungen der 
früher aufgebrachten englischen Schiffe. Sobald die Dampfer vom 
Hilfskreuzer frei waren, zogen sie sich nach Süden zurück. Inzwischen 
hatte „Highflyer“ das Feuer auf beträchtliche Entfernung (etwa 9000 
Meter) eröffnet. Er zog sich unter gleichmäßiger Annäherung von der 
Steuerbord= auf die Backbordseite des Hilfskreuzers hinüber, entfernte 
sich jedoch wieder, als er eine Anzahl von Treffern erhalten hatte. 
Nach etwa 1½ stündigem Gefecht kam das Feuer des „Kaiser Wil- 
helm des Großen“ aus Mangel an Munition ins Stocken. Gleich bei 
Beginn des Gefechts hatten nämlich zwei Schüsse den vorderen Lade- 
raum getroffen, in dem die Hälfte der Munition verstaut war, so daß 
dieser voll Wasser lief und die Munitionsförderung vorn unmöglich 
wurde. Als daher die Munition der achteren Geschütze verbraucht war, 
befahl der Kommandant, das Schiff, um es nicht in feindliche Hände 
fallen zu lassen, zu versenken. Dies geschah durch zwölf Sprengpatronen, 
die schon vorher angebracht waren, sowie durch Oeffnen der Lenzschieber. 
Der deutsche Hilfskreuzer hatte im ganzen zehn Treffer erhalten, die 
das Schiff jedoch nicht zum Sinken gebracht hätten. Beim Verstummen 
der Geschütze stellte auch „Highflyer“ sein Feuer ein und näherte sich 
langsam bis auf 5600 Meter. Als er jetzt aus dem einzigen deutschen 
Geschütz, das über Munition noch verfügte, einer Revolverkanone, be- 
schossen wurde, begann auch der Engländer wieder das Feuer, um es 
abzubrechen, nachdem auch das Revolvergeschütz nach Verbrauch aller 
Munition hatte verstummen müssen. Der Munitionsverbrauch des
	        
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