Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

— 529 — 
englischen Schiffes wird vom deutschen Kommandanten auf 400 bis 600 
Schuß geschätzt. Die Treffergebnisse mit ewa 2 v. H. gegen ein so großes 
und hohes Schiff, das noch dazu still vor Anker lag, waren also herz- 
lich schlecht. « 
„Als Kaiser Wilhelm der Große“ anfing, sich infolge des eindrin- 
genden Wassers überzulegen, begab sich die Besatzung in die Boote. 
Der Kommandant verließ als letzter das Schiff, als dieses schon mit 
der Seite auf dem Grunde auflag und die Masten mit den an den 
Toppen gehißten Kriegsflaggen unter Wasser verschwunden waren. 
Drei Hurras aus den Booten brachten dem sinkenden Schiff den letzten 
Gruß, und das „Deutschland, Deutschland über alles erscholl ihm 
als Abschiedslied. « 
In drei Rettungsbooten landete der Teil der Besatzung, der an 
dem Gefecht teilgenommen hatte, außer dem Kommandanten 7 Offi- 
ziere, 2 Vizesteuerleute, 72 Unteroffiziere und Mannschaften, an der 
spanischen Küste von Rio del Oro. Unter Mitnahme von zwei, auf 
schnell hergestellten Tragbahren mitgeführten Verwundeten gelangten 
sie nach 2##stündigem Marsche zum spanischen Fort. 
Der englische Kreuzer hatte sich inzwischen dem Lande auf 3000 
bis 4000 Meter genähert und 2 Boote ausgesetzt, welche den deutschen 
Booten folgten, jedoch erst landeten, als die deutsche Besatzung bereits 
den Marsch nach dem Fort angetreten hatte. Die englischen Boote 
kehrten dann auf Signal an Bord ihres Schiffes zurück. 
In dem spanischen Fort wurden die deutschen Seeleute von dem 
Fortkommandanten auf das beste ausgenommen. Sie befinden sich jetzt 
in Las Palmas auf den Kanarischen Inseln. Der Kommandant des 
„Kaiser Wilhelm der Große"“ rühmt das ausgezeichnete Verhalten der 
Offiziere und Mannschaften während des Gefechts. 
(Tägliche Rundschau, 5. Oktober.) 
Zur Erstürmung des Forts Camp des Nomains. 
Aus Anlaß der Erstürmung des Forts Camp des Romains hat der 
Kommandeur der 6. bayerischen Division, Generalleutnant v. Hoehn, 
folgenden Tagesbefehl erlassen: " 
„Die 6. bayerische Infanteriedivision mit zugeteilter preußischer 
Fußartillerie und Pionieren hat heute das Sperrfort bei St. Mihiel 
im Sturm genommen. Die Fuhartillerie und ein Teil der Feldartillerie 
haben in dreißigstündigem Kampf vorgearbeitet; die 12. Infanterie- 
drigade mit den Pionieren 16 hat in dreistündigem Kampf Stein um 
Stein, Wall um Wall das Werk erobert, die 11. Infanteriebrigade mit 
dem Rest der Feldartillerie hat im langen schweren Kampf feindliche 
Entsatzversuche abgewiesen. Fünf Offiziere, 453 unverwundete und 
etwa 50 verwundete Mannschaften wurden gefangen. Der Rest der 
Besatzung liegt tot unter den Trümmern und in den Kasematten des 
Sperrforts. . 
Dank euch allen, Offizieren wie Mannschaften, für diese glänzende 
Waffentat, die keiner in der Kriegsgeschichte nachsteht! Ehre aber auch 
dem Andenken der Opfer, die wir bringen mußten! Was wir und sie 
taten, geschah für das Vaterland, geschah für unser und unserer Kinder 
und Kindeskinder Glück und Dasein! gez. v. Hoehn.“ 
(Tägliche Rundschau, 5. Oktober.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.