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von Löwen mit dem derzeitigen Bürgermeister, Professor Dr. Neerier, ein-
gehend besichtigt und über ihren Zustand folgendes amtlich berichtet:
„Die als Bibliothek und Universität dienende alte Tuchhalle ist bis
auf die beiden erhalten gebliebenen Fassaden (Hauptfassade gotisch mit
Renaissanceaufbau, Rückfassade Spätrenaissance) vollständig ausge-
brannt, und damit ist die Bibliothek mit ihrem wertvollen Schatz an
Handschriften verloren gegangen. Beamte der Bibliothek, die auf die
Rettung der gefährdeten Schätze hätten aufmerksam machen können,
waren beim Brande der an beiden Seiten der Halle angebauten Häuser
nicht zur Stelle. Es ist nicht zu hoffen, daß unter dem Brandschutt noch
Bücherreste zum Vorschein kommen könnten.
Von diesem schwersten Schaden abgesehen, sind in Löwen, trotz der
Brandbeschädigung der Peterskirche, Verluste an Denkmälern von her-
vorragender Bedeutung nicht zu beklagen.
Das seit mehreren Jahren zum großen Teil erneuerte und noch in
der Restauration begriffene spätgotische Rathaus ist unversehrt erhalten
worden dadurch, daß auf Anordnung des Kommandeurs, Majors von
Manteuffel, der um die möglichste Beschränkung des Brandunglücks be-
müht war, die nächststehenden brennenden Häuser an der gefährdeten
rechen Landseite niedergelegt wurden. Das Militär hat auch aus einem
von der Brandhitze bedrohten Erdgeschoßraume des Rathauses einen
Munitionsvorrat in aufopfernder Weise rechtzeitig entfernt, wobei vier
Soldaten schwere Verletzungen erlitten haben. Das Rathaus hat, dank
den Vorkehrungen des deutschen Militärs, trotz seiner Lage am Brand-
herd weder im Innern noch an der reichen Außenarchitektur Schaden
genommen.
Dagegen ist die Peterskirche, deren Dach durch Flugfeuer in Brand
geriet, erheblich beschädigt worden, jedoch nur so, daß der ursprüngliche
Zustand wieder hergestellt werden kann. Der Dachstuhl ist bis auf die
Deckengewölbung herab weggebrannt; die Gewölbe haben standgehalten
und verhindert, daß das Feuer von oben in den an Kunttschätzen reichen
Inneraum der Kirche eindrang. Nur über dem Chor ist ein Teil der
Gewölbe eingestürzt, wobei der steinerne Barockaltar (ohne Kunstwert)
im Giebel beschädigt wurde. Das daneben stehende Sakramentshäuschen,
eine sehr feine und reiche Steinarbeit der Spätgotik von dem Erbauer
des Rathauses M. de Layens, ist von Gewölbetrümmern gestreift wor-
den, so daß einige der oberen Fialen geknickt sind. Die abgeknickten
Stücke sind ohne Substanzverlust an Ort und Stelle geblieben, und eine
geringfügige Reparatur kann die leichte Verletzung des Sakramentshäus-
chens vollkommen beseitigen. Nahe der Hauptportalseite der Kirche hat
die aus dem brennenden Dachstuhl herabstürzende Glocke das Gewölbe
durchschlagen, überhaupt hat hier am Eingang und im südlichen Seiten-
schiff rechts vom Eingang das Feuer einigen Schaden am Gemäuer
und an steinernen Balustraden der Seitenkapellen angerichtet. Bemer-
kenswerte Kunstschätze sind indessen dadurch nicht in Mitleidenschaft ge-
zogen worden. Nur der Windfang des Hauptportals, eine schöne Re-
naissanceschnitzerei, ist verbrannt; ein altes Glasgemälde des 17. Jahr-
hunderts hat sich hier unbeschädigt erhalten.
Das linke nördliche Seitenschiff mit dem gotischen Bronzetauf-
becken und dem zugehörigen gotischen Eisenarm (für den seit langer Zeit
fehlenden Taufbeckendeckel), mit den Rokokoaltären und Kapellen-
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