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Schornsteine zertrümmert. Die beiden Kreuzer fuhren langsam im
Schlepptau anderer Kreuzer nach dem Kanal von Korfu.
(Post, 6. Oktober.)
Schamlose Lügen.
W.T.B. Berlin, 6. Oktober. In der englischen Presse ist von
einem Tagesbefehl Kaiser Wilhelms berichtet worden, worin unter
Ausdrücken der Verachtung gegen das englische Heer zu dessen Vernich-
tung aufgefordert wurde. Dieser angebliche Tagesbefehl ist erfunden.
Reuters Bureau hat an das Ritzau-Bureau in Kopenhagen ein Tele-
gramm zur Verbreitung geschickt, worin, nach einer Meldung des
„Temps“, eine Baronin de Baye den deutschen Kronprinzen beschuldigt.
auf Schloß Baye bei Champaubert Kunstgegenstände und Kostbarkeiten
geraubt und beim Verlassen des Schlosses Bilder des Kaisers und der
Kaiserin von Rußland mit Füßen getreten zu haben. Diese Meldung
ist eine schamlose Lüge. Der Kronprinz ist, nach amtlicher Feststellung,
niemals in Schloß Baye gewesen. Auch Truppen seines Heeres sind
dorthin nicht gelangt. Auch die von französischen Blättern gemeldete
Zerstörung der dem Präsidenten Poincaré gehörigen Besitzung Ribe-
court in Lothringen durch die Deutschen ist eine Fabel. Ribecourt lag
allerdings vom 6. bis 9. September im Brennpunkt von Kämpfen und
ist in Brand geschossen worden, aber durch französische Artillerie.
Serbische Grausamkeit.
Wien, 5. Oktober. Das Wiener K. K. Telegr.-Korresp.-Bureau
erfährt aus amtlicher Quelle: Als am 6. September starke Kräfte der
aus dem Belgrader Kreis stammenden Donaudivision bei Kupinovo
über die nur von schwachen Landsturmabteilungen gesicherte Sawe-
grenze einbrachen, gerieten zwei Züge einer Landsturm-Husarendidvifion
in stark bewaldetem und sumpfigem Terrain, als sie im Feuergefecht zu
Fuß der feindlichen Umgehung entgegentreten wollten, in eine äußerst
schwierige Lage. Der Kommandant der Halbeskadron, Leutnant Kis
und viele Husaren waren gefallen. Der Rest wurde von allen Seiten
umzingelt, gefangen genommen, entwaffnet und nach Kupinowo ge-
trieben. Dort verhörte sie ein serbischer Major, notierte ihre Namen
und ließ dann je zwei zusammenbinden und vor den Ort führen, wo die
eskortierten Infanteristen auf zehn Schritte zurücktraten und so lange
auf sie schossen, als noch einer aufrecht stand. Der Erzähler dieses un-
glaublichen unerhörten Verbrechens hatte zwei Schüsse erhalten; er
stellte sich tot und sah nun, wie die serbischen Soldaten die Leichen
plünderten. Dieser einzige überlebende Zeuge des von serbischen Linien-
truppen verübten Verbrechens, der Landsturmhusar Meinhardt Csaszar,
flüchtete nach Einbruch der Dunkelheit in die Waldungen, wo er nach der
Vertreibung der serbischen Truppen nach mehreren Tagen erschöpft, hungrig
unPnb von österreichischen Patrouillen aufgelesen wurde. (Post,
6. ober.
Niederlage der britisch-südafrikanischen Truppen.
Berlin, 6. Oktober. Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz liett
eine Meldung vor, in der eine empfindliche Niederlage der britisch-üd-
afrikanischen Truppen zugegeben wird. „Daily News“ berichtet: Kolonel