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Der Kampf um das Schicksal unseres Vaterlandes verlangt den Ein—
satz aller persönlichen und materiellen Kräfte.
Ich fordere daher insbesondere auf:
1. Besitzer von Motorbooten mit eingebautem Motor jeder Art und
Größe: ihre Fahrzeuge freiwillig zu gestellen.
2. Serren, die in der Handhabung von solchen Fahrzeugen und deren
Maschinen durchaus erfahren sind, ihre Mitgliedschaft beim Freiwilligen
Motorboot--Korps nachzusuchen.
3. Maschinisten, Bootsleute und Matrosen, sich zum Dienst im Frei-
willigen Motorboot--Korps bereit zu erklären.
Die organisatorischen Bestimmungen werden den in Groß-Berlin
Wohnenden in der Dienststelle Charlottenburg, Joachimsthaler-Straße 2,
ausgehändigt, den Auswärtigen durch die Post zugesandt werden.
(Deutsche Tagesztg., 7. Oktober.)
Eine Warnung des bulgarischen Ministerpräfidenten.
Weien, 6. Oktober. Die Reichspost“ meldet aus Sofia: „Narodni
Prava“, das amtliche Organ der bulgarischen Regierung, enthält folgende
Erklärung des Ministerpräsidenten Radoslawow:
„Hinter unserem Rücken, weit von uns und gegen unseren Willen,
haben unsere Stammesbrüder, die nicht in Bulgarien zuhause sind, eine
Aktion unternommen, die mit dem Frieden des Landes nicht im Einklang
steht. Die bulgarische Regierung muß jede Verantwortung für diese
Unternehmungen ablehnen. In Bulgarien aber ist es niemand erlaubt,
eine Politik gegen meinen Willen zu treiben, die uns schädigen könnte.
Sollte es aber trotzdem jemand geben, der versuchen wollte, gegen mich zu
arbeiten, so bin ich entschlossen, derartige Versuche mit ganzer Kraft zu
unterdrücken.“
Die „Reichspost“ sagt dazu: Die Erklärungen des Ministerpräsidenten
richten sich gegen die serbischen Angriffe, nach welchen die bulgarische Re-
gierung verdächtigt wird, die mazedonische Aufstandsbewegung zu begün-
stigen, weiter auch gegen gewisse russophile Kreise, die kein Mittel scheuen,
dem Kabinett Schwierigkeiten zu machen.
Eine würdige Antwort.
Ein Berliner Exporthaus hatte zur Aufklärung über Veranlassung
und Fortführung des Krieges an seine ausländischen Geschäftsfreunde
deutsche Zeitungen und Schriften gesandt.
Als Antwort ging auf diese Sendungen von einer der ersten Schwei-
zer Firmen folgendes Schreiben ein, dem nichts hinzuzusetzen ist:
„Ich danke Ihnen für die mir zugesandten aufklärenden Schriften
über die Ursachen und den bisherigen Perlauf des europäischen Krieges.
Für mich und alle deutschsprechenden Schweizer, welche täglich erscheinende
Zeitungen halten, bringen dieselben zwar nicht viel Neues, da unsere
neutrale Presse sämtliche amtlichen und halbamtlichen Kriegsberichte
aller kriegführenden Staaten veröffentlicht. Der denkende Leser hatte nach
wenigen Wochen Routine genug, um Wahrheit, Schönfärberei und Ueber-
treibungen auseinanderzuhalten, er weiß auch, daß Haß, Neid und Miß-
gunst neben Revanchegelüsten diesen furchtbaren Weltbrand entfesselt
haben. Die Verletzung der belgischen Neutralität hat hier niemand gutge-
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