Neue Siege in Ost und West.
Großes Hauptquartier, 7 Oktober abends.
Die Kämpfe auf dem rechten Heeresflügel in Frankreich haben noch
zu keiner Entscheidung geführt. Vorstöße der Franzosen in den Argonnen
und aus der Nordostfront von Verdun wurden zurückgeworfen.
Bei Antwerpen ist das Fort Broechem in unserem Besitz. Der Angriff
hat den Netheabschnitt überschritten und nähert sich dem inneren Forts-
gürtel. Eine englische Brigade und die Belgier wurden zwischen äußerem
und innerem Fortsgürtel auf Antwerpen zurückgeworfen. Vier schwere
Batterien, 52 Feldgeschütze, viele Maschinengewehre, auch englische, wur-
den in freiem Felde genommen.
Der Angriff der Russen im Gouvernement Suwalki ist abgewiesen.
Die Russen verloren 2700 Gefangene und 9 Maschinengewehre.
In Polen wurden in kleinen erfolgreichen Gefechten westlich Jwan-
gorod 4800 Gefangene gemacht.
Poincaré bei den englischen Truppen.
Depeschenwechsel mit Georg V.
Kristiania, 7. Oktober. Offiziell wird heute von London mit-
geteilt: Präsident Poincaré hat an König Georg ein Telegramm gerichtet,
in dem er mitteilt, daß er sich gestern gefreut habe, Feldmarschall French
und die tapferen britischen Truppen in dem britischen Hauptquartier zu
besuchen. Er bitte den König, dem stolzen Heere Englands seinen Glück-
wunsch überbringen zu wollen, dessen Soldaten wie Brüder an der Seite
der Franzosen kämpften. König Georg hat mit herzlichem Dank geant-
wortet und hinzugefügt, er werde mit Freude den Glückwunsch des Präsi-
denten den britischen Truppen übermitteln, die stolz seien, Seite an
Seite mit dem tapferen französischen Heer zu kämpfen.
(Berliner Tageblatt, 8. Oktober.)
Der Raubkrieg gegen unsere Kolonien.
Vom kolonialen Kriegsschauplatz liegen verschiedene Nachrichten vor:
Aus Tokio wird amtlich gemeldet: „Eine Marineabteilung besetzte
Jaluit, den Sitz der Regierung der Marschall-Inseln, ohne Widerstand
zu finden, und brachte die Befestigungswerke, Waffen und Munition in
ihren Besitz. Für die englischen Kaufleute wurde die Einfuhr freigegeben.
Die Marineverwaltung erklärt, die Landung sei eine rein militärische
Handlung gewesen, eine dauernde Besetzung sei nicht beabsichtigt.“ (Be-
festigungswerke existieren in Jaluit nicht; hinsichtlich der Waffen und
Munition kann es sich nur um geringfügige Bestände handeln.)
In einer offiziellen Mitteilung des britischen Kolonialministeriums
heißt es: „An der englisch-deutschen Grenze des ostafrikanischen Protek-
torats herrschte im September eine bedeutende Regsamkeit. Der Feind
unternahm zahlreiche Versuche, in das britische Gebiet einzudringen und
die Ugandabahn abzuschneiden. Indessen wurden alle Versuche zurück-
gewiesen; nur eine kleine Grenzstation wird von einer kleinen deutschen
Abteilung gehalten. Die regelmäßige Truppenbesetzung des ostafrika-
nischen Protektorats und des Uganda-Protektorats ist seit dem Ausbruch
des Krieges durch bedeutende Abteilungen indischer Truppen sowie be-
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