Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

weniger tut, davon bin ich überzeugt. Nun wende ich mich an euch, die ihr 
ein neues Regiment darstellt. Ihr habt eine schwere Aufgabe, denn ihr 
müßt nach verhältnismäßig kurzer Ausbildung dasselbe leisten, wie die vor 
dem Feind stehenden schon kriegserprobten Truppen. Der gute Wille, den 
ihr bei eurer Ausbildung gezeigt habt, der gute Geist, der nicht nur bei euch, 
sondern im ganzen deutschen Volke herrscht, wird euch beistehen. Gebe 
Gott, daß der Krieg, der bisher siegreich geblieben ist, auch bis zum Schlusse 
fiegreich bleibe und daß wir nach glücklich vollendetem Kriege wieder des 
Friedens uns freuen mögen. Vorher aber rufe ich euch zu, seid brav und 
tapfer, wie die vor dem Feinde stehenden Heere. Damit Gott befohlen und 
auf Wiedersehen!“" (Tägl. Rundsch., 9. Okt.) 
Bevorstehende Kriegserklärung Portugals? 
Wien, 8. Oktober. Man hält es nicht für ausgeschlossen, daß die von 
England abhängige Regierung Portugals auf Drängen der englischen Re- 
gierung gleichfalls Deutschland den Krieg erklärt und glaubt, daß man 
schon in den nächsten Tagen hierüber Gewißheit haben wird. 
Die Türkei bleibt fest. 
Wien, 8. Oktober. Die Nachricht, daß die Dreiverbandsmächte an 
die Türkei wegen der Dardanellensperre ein Ultimatum gestellt hätten, ist, 
wie die „Reichspost“ meldet, unrichtig. Es entspricht vielmehr den Tat- 
sachen, daß die Engländer die Türkei zuerst mit Versprechungen, dann aber 
mit Drohungen bestimmen wollten, eine dem Dreiverband genehmere 
Haltung einzunehmen. Wie der Pforte nahestehende Kreise versichern, 
hatten die englischen Mittel keinerlei Erfolg. Es gibt keinen Druck, dem 
die Türkei weichen könnte. Man weiß hier vielmehr ganz genau, daß Eng- 
land jeder offenen Zwietracht mit der Türkei aus dem Wege gehen möchte, 
da es heute zu schwach ist, um den Kampf gegen das Kalifat aufzunehmen. 
Der heiße englische Wunsch nach Demobilisierung wird von der Türkei 
nicht erfüllt. (Berl. N. Nachr., 9. Okt.) 
Eine Riesenschlacht im Osten. 
Der „Berlingske Tidende“ in Kopenhagen vom 6. Oktober wird aus 
London berichtet: 
Die russischen Armeen sind jetzt aufgestellt, um das kombinierte Vor- 
rücken gegen Deutschland zu beginnen, wozu die Ankunft des Zaren im 
Hauptquartier das Signal geben wird. Die russische Hauptarmee steht 
längs dem mittleren Teil der Weichsel. Der rechte Flügel hat mit Rennen- 
kampfs Truppen Fühlung, die linke Flanke wird von den Armeen in Ga- 
lizien gedeckt. Die Deutschen bereiten sich zum Kampf vor durch einen Vor- 
marsch an der ganzen Front; fie haben den Rückzug der Oesterreicher zum 
Stehen gebracht und schnell die zersplitterten Korps in gemischte deutsch- 
österreichische Armeen neu formiert. 
Deer militärische Korrespondent der „Times“ schätzt die gesamten 
deutsch-österreichischen Truppen im Osten auf 88 Divisionen mit allen zu- 
gehörigen Reserven, und die Russen auf etwa 100 Divisionen, die ununter- 
brochen durch neue Reserven vermehrt werden, die mit der größten Schnel- 
ligkeit zur Front geführt werden. Also werden etwa vier Millionen Mann 
in der kommenden Riesenschlacht einander gegenüberstehen. 
(Voss. Ztg., 9. Okt.)
	        
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