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Flucht der serbischen Regierung nach Uesküb.
Budapest, 8. Oktober. Die „Bubapester Porrespondenz“ meldet:
Die serbische Regierung ist von Nisch nach Uesküb übergesiedelt.
Das „Neue Wiener Journal“ meldet aus Sofia: Der bulgarische
Militärattaché hat aus Nisch an seine Regierung einen ausführlichen Be-
richt über den Zustand des serbischen Heeres gesandt, in dem er bemerkte,
daß die durch die neue Offensive der österreichisch-ungarischen Armee be-
wirkten Kämpfe in der Umgebung von Krupanj noch andauern. Die öster-
reichisch-ungarische Armee sei bemüht, die ihr gegenüberstehenden serbischen
Heeresteile entscheidend zu vernichten. Die Serben kämpften sehr tapfer,
und besonders die Offiziere zeichneten sich durch Tapferkeit aus. Die Ver-
luste der Serben seien sehr groß. Die Offensive der österreichisch-unga-
rischen Armee sei geeignet, gegen die Serben einen entscheidenden Schlag
zu führen. " (Voss. Ztg., 9. Okt..)
England verhindert die Uebergabe.
Essen a. d. Ruhr, 9. Oktober. Die „Rheinisch-Westfälische Ztg.“
verbreitet durch Extrablatt folgende Meldung: Rotterdam, 9. Oktober.
*32 Deutsche Handelsdampfer, darunter der Lloyddampfer „GEneisenau“
und viele andere große Seedampfer, sowie über zwanzig Rheinschiffe find
heute im Hafen von Antwerpen auf Betreiben der Engländer in die Luft
gesprengt worden, da die Niederlande dem Verlangen, die Dampfer zum
Abtransport von Flüchtlingen (der Garnison?) nach England durchzu-
lassen nicht nachgaben. König Albert wollte gestern vor Beschießung der
Stadt diese übergeben. Er wurde aber von englischer Seite daran ge-
hindert. (Vossische Zeitung, 9. Oktober.)
Die Schlacht an der Schelde.
W.T. B. London, 8. Oktober. Berichte der Londoner Blätter aus
Antwerpen geben eine Schilderung der wiederholten deutschen Angriffe
auf die Außenforts im Süden und Südosten und von dem dreißigstün-
digen Artilleriekampf an der Schelde. Der Kampf an der Schelde kon-
zentrierte sich um die Brücke bei Schonaerde. Eine deutsche Infanterie-
kolonne drang am Montag um Mitternacht in diesen Ort ein und ver-
schanzte sich. Morgens' um 6 Uhr begann die Beschießung von Berlaerle
bei Termonde. Die deutsche Infanterie versuchte unter Deckung von
Maschinengewehrfeuer verschiedene Male, über die Brücke zu stürmen.
EGleichzeitig versuchten die Deutschen auf einer Pontonbrücke den Ueber-
gang über die Rupel in der Nähe von Waelhem zu erzwingen. Trotz
großer Verluste glückte es den Deutschen, ihre Geschütze weit genug vor-
zuschieben, um Contich und die nach Antwerpen führenden Wege zu be-
schießen. Viele Bewohner von Contich und anderen Dörfern kamen auf
der Flucht um. Nun griffen die Deutschen an der Nethe zwischen Lier
und Duffel an. Hier wurden die Belgier, die dem feindlichen Feuer in
niedrigen Schützengräben ausgesetzt waren, gezwungen, sich zurückzu-
ziehen. Dienstag morgen um 4 Uhr glückte es den Deutschen, nördlich
der Nethe Fuß zu fassen. Abends sieht man von Antwerpen aus den
Widerschein der brennenden Dörfer zwischen Nethe und Schelde, die von
den Belgiern in Brand gesteckt wurden, um für die Hauptforts ein freies
Schußfeld zu schaffen.