Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

— 568 — 
Freunden gezählt haben. Die Behauptung Englands, daß die Inder 
begeistert für die Sache eingetreten seien, ist durchaus erlogen. Wegen 
des strengen Kriegsrechtes, das zurzeit in Indien herrscht, kann das Volk 
jenes unglücklichen Landes gegenwärtig seinen wirklichen Gefühlen nicht 
Ausdruck geben. Mit unglaublichem Widerwillen in der Tat betrachten 
wir die hinterlistige Handlungsweise Englands. Indien von seinen ein- 
geborenen Soldaten zu entblößen, aus Angst, daß sie in dieser Krisis gegen 
die britische Tyrannei revoltieren würden, und gleichzeitig das gewissen- 
lose Japan zu ersuchen, Indien in dauernder Sklaverei niederzuhalten. 
Wir Indier werden mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln ver- 
suchen, unsere armen unwissenden Landsleute, die unglücklicherweise in 
der britischen Armee dienen müssen, abzuhalten, gegen eine befreundete 
Macht, wie Deutschland, zu kämpfen. England wird es einst schwer 
büßen müssen, daß es die brutale Masse Asiens gegen Indien und seine 
besten Freunde braucht. Diese Erklärung ist die Meinung aller Par- 
teien des unglücklichen indischen Volkes, welches die Engländer haßt und 
warme Freundschaft für Deutschland hegt. 
Das Hindu-Komitee für außerindische Angelegenheiten: 
(gez.): Hirah Singh, Khu da Dad Khan, Mohan Daß, 
Professor M. Barakahullah. 
Portugal bleibt neutral. 
Wien, 9. Oktober. Auf diplomatische Anfragen über die portu- 
giesisch-englischen Verhandlungen erklärte, wie die „Reichspost“ von dip- 
lomatischer Seite erfährt, die Lissaboner Regierung, daß sie nicht daran 
denke, die Neutralität Portugals aufzugeben, und daß England sie nicht 
ersucht habe, vor der Neutralität abzugehen. — Die portugiesische Regie- 
rung hat einen Kredit von 8 Millionen zu Rüstungszwecken angefordert. 
Die letzten Stunden von Antwerpen. 
Rotterdam, 9. Oktober. In Antwerpen herrschen schreckliche 
Zustände. Bald nachdem die Beschießung eingesetzt hatte, brach überall 
Feuer aus. Am Südbahnhof und in Berchem ist gewaltiger Schaden an- 
gerichtet. Der Granatregen dauerte die ganze Nacht hindurch, oft hörte 
man mehr als 20 Kanonenschüsse in der Minute. Zahlreiche Einwohner 
wurden getötet oder verwundet, das Justizgebäude und das Museum 
schwer beschädigt. Tausende von Einwohnern verlassen weiterhin die 
Stadt, meist in der Richtung nach Holland. 
Die belgischen Truppen, die östlich der Schelde standen, scheinen zurück- 
getrieben worden zu sein. Gestern kamen neue englische Truppen aus 
Ostende an, die sofort die wichtigsten Stellungen einnahmen. Wiederholt 
wurden noch englische und französische Geschütze hereingeführt. Man 
weiß nicht, ob das Königspaar nach Ostende abgereist ist oder an einem 
anderen Orte weilt. (Deutsche Tagesztg., 10. Oktober.) 
Franzöfischer Schlachtbericht. 
Paris, 9. Oktober. Das amtliche Communiqué, das um 3 Uhr 
nachmittags erschien, meldet: 
Die allgemeine Lage ist nicht verändert. Auf unserem linken Flügel 
operieren beide Kavallerien noch immer nördlich von Lille und La Bassee.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.