Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Antwerpen in deutschem Besitz. 
Großes Hauptquartier, 9 Oktober abends. (W.T.B.) 
Heute vormittag sind mehrere Forts der inneren Befestigungslinie 
von Antwerpen gefallen. Die Stadt befindet sich seit heute nachmittag 
in deutschem Besitz. Nur einzelne Forts sind noch vom Feinde besetzt. 
Der Besitz von Antwerpen ist dadurch nicht beeinträchtigt. 
Lord Noberts an die englischen Kinder. 
London, 8. Oktober. Feldmarschall Lord Roberts veröffentlicht 
nachstehende Botschaft „an die jüngsten Bürger des großen britischen 
Reichs“: 
Kinder des Kaiserreichs! 
Ihr habt alle vom Krieg gehört, ihr hörtet auch alle von den Streit- 
kräften, die aus allen Teilen des Kaiserreichs gesandt worden sind, um 
dem Mutterland zu helfen. Warum kämpfen wir? Weil das Britenreich 
seine Versprechen nicht bricht und es nicht zulassen will, daß kleine Na- 
tionen eingeschüchtert werden. 
Die britische Regierung hat nun, zugleich mit allen Großmächten 
Europas, einschließlich Deutschlands, versprochen, daß keine Armee das 
Gebiet der kleinen Nation Belgien ohne ihre Zustimmung betreten 
solle; mit anderen Worten: sie hat die Neutralität Belgiens garantiert. 
Deutschland jedoch hatte es darauf abgesehen, einen Krieg zu führen 
und andere Nationen zu beherrschen. Großbritannien hat sein Bestes, 
um den Frieden zu erhalten (1), Deutschland jedoch brach sein gegebenes 
Wort und ließ seine Heere durch Belgien marschieren, um zu versuchen, 
Frankreich zu erobern. 
Kinder des Reichs, das ist der Grund, warum wir Krieg führen: 
um unser Versprechen zu halten, um unseren Freunden zu helfen und um 
die Fahne der Freiheit wehen zu lassen nicht nur über unser eigenes 
Land, sondern über die ganze Welt. Gott schütze König und Reich!“ 
Man wird überall begreifen, daß diese an Kinder gerichtete Botschaft 
in einem kindlichen Stil abgefaßt ist und einen kindischen Inhalt hat. 
Mehr lohnt es sich nicht, über dies lächerliche Machwerk zu sagen. · 
Das belgische Graubuch. 
Das Antwerpener „Handelsblad“ veröffentlicht Auszüge aus dem 
Graubuch, das die belgische Regierung über die Vorgeschichte des Krieges 
veröffentlicht hat. Daraus geht hervor, daß der Minister des Aeußern. 
Davignon, am 25. Juli an die belgischen Vertreter im Auslande folgen- 
des Schriftstück gerichtet hat: 
„Der internationale Zustand ist ernst. Die Möglichkeit eines Zu- 
sammenstoßes zwischen verschiedenen Mächten muß von der königlichen 
Regierung ins Auge gefaßt werden. Belgien hat mit äußerster Genauig- 
keit die Pflichten eines neutralen Staates innegehalten, die ihm durch 
die Traktate vom 19. April 1839 auferlegt sind. Diese Pflichten wird es 
unwandelbar erfüllen, wie auch immer die Umstände sich gestalten werden. 
Die freundschaftliche Stimmung der Mächte ihm gegenüber hat so oft 
eine Bestätigung gefunden, daß Belgien darauf vertraut, daß sein Gebiet 
unangetastet bleiben wird, sollten auch Feindseligkeiten an seinen Gren- 
zen auftreten. Nichtsdestoweniger sind durch die Königliche Regierung
	        
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