Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Die Siegesmeldung des Kaisers. 
Karlsruhe, 10. Oktober. 
Kaiser Wilhelm telegraphierte gestern Abend an die Großherzogin 
Luise von Baden: 
„Antwerpen heute Nachmittag ohne Kampf besetzt. Gott sei 
für diesen herrlichen Erfolg in tiefer Demut gedankt. Ihm sei die 
Ehre. Wilhelm.“ 
Militärische Ernennung des österreichischen Thronfolgers. 
Wien, 10. Oktober. Der Kaiser hat den Thronfolger, Erzherzog 
Karl Franz Josef, zum Oberst-Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 19 
ernannt, dessen letzter Inhaber Erzherzog Franz Ferdinand gewesen ist. 
(Kreuz-Zeitung, 11. Oktober.) 
Chinefischer Protest gegen die japanische Besetzung der Schantungbahn. 
Wien, 10. Oktober. 
Zwischen China und Japan sind infolge des Bruches der Neutralität 
Chinas durch Japan Differenzen entstanden. Die japanischen Soldaten 
kamen in Weihsien an und besetzten die Eisenbahnstation. Der japanische 
Gesandte in Peking, von der chinesischen Regierung über die Berechtigung 
dieses Vorganges befragt, erklärte, die japanische Regierung werde in 
kürzester Zeit Truppen entsenden, um alle Eisenbahnstationen bis Tsinanfn 
zu besetzen, denn die Eisenbahn von Kiautschou nach Tsinanfu sei deut- 
scher Besitz. Sie müsse daher von japanischen Truppen genommen und 
verwaltet werden. Die Japaner kehrten sich nicht daran, daß die Eisen- 
bahn Kiautschou—Tsinanfu keiner deutschen, sondern einer deutschschine- 
sischen Gesellschaft gehört, und daß der Schienenstrang Weihsien—Tsinanfn 
auf neutralem chinesischen Territorium läuft, von Kiautschou weit ent- 
fernt ist und für militärische Operationen nicht in Betracht kommt. Die 
japanischen Truppen halten nun diese Eisenbahnlinie besetzt und be- 
fördern auf ihr ihre Truppen. Die chinesische Regierung hat gegen diese 
Verletzung der Neutralität Chinas protestiert und ihren Gesandten in 
Tokio beauftragt, dort Vorstellungen zu erheben. 
(Berl. Tagebl., 11. Okt.) 
Die englisch-russische Marine= und Militärkonvention. 
Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ veröffentlicht einen Artikel des 
russischen Publizisten Brjancaninow, eines nahen Verwandten des rus- 
sischen Botschafters in Konstantinopel v. Giers, der zu den bestunter- 
richteten russischen Publizisten gehört. In dem Artikel, der am 11. Juli 
in der russischen Zeitung „Nowoe Zovene“ erschienen ist, heißt es: 
Mit dem Gefühl tiefer Freude können wir unseren Lesern eine Nach- 
richt mitteilen, deren ungeheure internationale Bedeutung keines Kom- 
mentars bedarf. Wie wir aus unzweifelhaften Quellen erfahren, wurde 
in London zwischen der verantwortlichen englischen Persönlichkeit und dem 
Grafen Benckendorff die englisch-russische Marine= und Militärkonvention 
unterzeichnet. Ihr Text wurde vom Konteradmiral Bitty (nach Lon- 
don?) gebracht und übergeben, dem deshalb auch die unerhörte Ehre 
zuteil wurde, den Monarchen zu derselben Zeit persönlich zu geleiten, 
während in Cherbourg ein feierlicher Gottesdienst aus Anlaß der Er-
	        
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