Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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die sich die großserbische Propaganda gesetzt hat, und die Mittel, deren 
sie sich zur Verwirklichung derselben bedient. Auch müssen durch die 
bekannt gegebenen Tatsachen die letzten Zweifel darüber schwinden, daß 
das Aktionszentrum der Bestrebungen, die auf Loslösung der südsla- 
wischen Provinzen von der Osterreichisch-Ungarischen Monarchie und 
deren Vereinigung mit dem serbischen Königreich hinauslaufen, in Bel- 
grad zu suchen ist, und dort zum mindesten mit der Konnivenz von Ange- 
hörigen der Regierung und Armee seine Tätigkeit entfaltet. 
Die serbischen Treibereien gehen auf eine lange Reihe von Jahren 
zurück. In besonders markanter Form trat der großserbische Chauvinis- 
mus während der bosnischen Krisis in die Erscheinung. Nur der weit- 
gehenden Selbstbeherrschung und Mäßigung der Oesterreichisch-Unga- 
rischen Regierung und dem energischen Einschreiten der Großmächte war 
es zuzuschreiben, wenn die Provokationen, welchen Oesterreich-Ungarn in 
dieser Zeit von seiten Serbiens ausgesetzt war, nicht zum Konflikte führ- 
ten. Die Zusicherung künftigen Wohlverhaltens, die die serbische Regie- 
rung damals gegeben hat, hat sie nicht eingehalten. Unter den Augen, 
um mindesten unter stillschweigender Duldung des amtlichen Serbiens 
hot die großserbische Propaganda inzwischen fortgesetzt an Ausdehnung 
und Intensität zugenommen; auf ihr Konto ist das jüngste Verbrechen 
zu setzen, desten fäden nach Belgrad führen. Es hat sich in unzweideu- 
tiger Weise kundgetan, daß es weder mit der Würde, noch mit der Selbst- 
erhaltung der Osterreichisch-Ungarischen Monarchie vereinbar sein würde, 
dem Treiben jenseits der Grenze noch tatenlos zuzusehen, durch das die 
Sicherheit und die Integrität ihrer Gebiete dauernd bedroht wird. Bei 
dieser Sachlage können das Vorgehen sowie die Forderungen der Oester- 
reichisch-Ungarischen Regierung nur als gerechtfertigt angesehen werden. 
Trotzdem schließt die Haltung, die die öffentliche Meinung sowohl als 
auch die Regierung in Serbien in letzter Zeit eingenommen hat, die Be- 
lrchtung nicht aus, daß die Serbische Regierung es ablehnen wird, diesen 
orderungen zu entsprechen, und daß sie sich zu einer provokatorischen 
Haltung Oesterreich-Ungarn gegenüber hinreißen läßt. Es würde der 
Oesterreichisch-Ungarischen Regierung, will sie nicht auf ihre Stellung 
als Großmacht endgültig Verzicht leisten, nichts anderes übrig bleiben, 
als ihre Forderungen bei der Serbischen Regierung durch einen starken 
(Druck und nötigenfalls unter der Ergreifung militärischer Maßnahmen 
durchzusetzen, wobei ihr die Wahl der Mittel überlassen bleiben muß. 
Ew. usw. beehre ich mich zu ersuchen, sich in vorstehendem Sinne 
(dem derzeitigen Vertreter des Herrn Viviani) (Sir Edward Grey) 
(Herrn Sasanow) gegenüber auszusprechen und dabei insbesondere der 
Anschauung nachdrücklich Ausdruck zu verleihen, daß es sich in der vor- 
liegenden Frage um eine lediglich zwischen Oesterreich-Ungarn und Ser- 
bien zum Austrag zu bringende Angelegenheit handele, die auf die beiden 
direkt Beteiligten zu beschränken das ernste Bestreben der Mächte sein 
müsse. Wir wünschen dringend die Lokalisierung des Konflikts, weil 
jedes Eingreifen einer anderen Macht infolge der verschiedenen Bündnis- 
verpflichtungen unabsehbare Konsequenzen nach sich ziehen würde. 
Einem gefälligen telegraphischen Bericht über den Verlauf Ihrer 
Unterredung werde ich mit Interesse entgegensehen. 
 
	        
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