Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Dänemarks Neutralität. 
W.T. B. Kopenhagen, 5. August. 
Die dänische Regierung beschloß im heutigen Staatsrat aus Anlaß 
des Krieges zwischen Deutschland und England die Neutralitätserklärung 
abzugeben. Nachdem bereits im dänischen Teil des Sundes Minensperre 
erfolgte, wurde beschlossen, im Großen Belt und im dänischen Teil des 
Kleinen Belt Minen auszulegen, um zu vermeiden, daß die Kriegs- 
operationen sich auf dänische Gewässer ausdehnen und um die Verbindung 
zwischen den dänischen Landesteilen aufrechtzuerhalten. Außerdem wurde 
beschlossen, den zweiten Teil der Sicherungsstärke auf Fünen und Jütlanv 
einzuberufen sowie den zweiten bis einschließlich achten Jahrgang der 
Mannschaft Seelands, Laalands und Falsters. Diese Einberufung der Siche- 
rungsstärke ist nicht gleichbedeutend mit der Mobilisierung. 
Unsere Feinde und Italien. 
W. T. B. Berlin, 6. August. (Amtliche Meldung.) Das aus uns feind- 
lichen Teilen des Auslandes verbreitete Gerücht über ein angebliches deut- 
sches Ultimatum an Italien ist selbstverständlich aus der Luft gegriffen. 
Handstreich auf Lüttich. 
W.T. B. Berlin, 7. August. Unsere Vorhuten find vorgestern längs 
der ganzen Grenze nach Belgien eingerückt. Eine unbedeutende Truppen- 
abteilung hat einen Handstreich auf Lüttich mit großer Kühnheit versucht. 
Einzelne Reiter sind in die Stadt gedrungen und wollten sich des Kom- 
mandanten bemächtigen, der sich nur durch die Flucht entziehen konnte. Der 
Handstreich auf die modern ausgebaute Festung selbst ist nicht geglückt. Die 
Truppen stehen vor der Festung in Fühlung mit dem Gegner. Natürlich 
wird die gesamte Presse des feindlichen Auslandes dieses Unternehmen, die 
auf den Gang der großen Operationen ohne jeden Einfluß ist, zu einer 
Niederlage stempeln. Für uns ist sie nur eine in der Kriegsgeschichte einzig da- 
stehende Tat und ein Beweis für dietodesmutige Angriffslust der Truppen. 
Unsere Mobilmachung geht vorschriftsmäßig. 
Amtlich wird uns geschrieben: 
Im Jahre 1870 erging der Mobilmachungsbefehl am 15. Juli. Erst 
nach drei Wochen kam es zum ersten größeren Gefecht. So wird auch jetzt. 
trotz des ausgedehnten Bahnnetzes, die Versammlung der Waffenheere zum 
entscheidenden Schlage noch einige Zeit dauern. Die Oeffentlichkeit muß 
sich darüber klar sein, daß die Rücksicht auf die bevorstehenden Operationen 
der obersten Heeresleitung noch unbedingte Zurückhaltung mit den zu ver- 
öffentlichenden Nachrichten auferlegt. 
Der heute beginnende sechste Mobilmachungstag läßt aber bereits eine 
Mitteilung über den bisherigen Verlauf der Mobilmachung zu. Wie wir 
von maßgebender Stelle hören, ist an den Großen Generalstab noch keine 
Rückfrage gestellt. Die Mobilmachung und die Eisenbahntransport- 
bewegungen verlaufen danach in größter Ordnung nach dem im Frieden 
aufgestellten Plan. Auch im verbündeten Oesterreich-Ungarn geht die 
Mobilmachung glatt vonstatten. Die zwischen den Generalstabschefs der 
österreichischen und deutschen Armee seit Jahren bestehenden persönlichen 
Beziehungen haben sich zu einem engen Vertrauensverhältnisse verdichtet. 
Eine Kundgebung des Fürsten Bülow. 
Der frühere Reichskanzler Fürst Bülow, der sich bekanntlich jetzt, nach- 
dem er Norderney verlassen hat, in Hamburg aufhält, hat eine Zuschrift an
	        
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