Full text: Handbuch des Öffentlichen Rechts. Band III.1.3. Das Staatsrecht des Großherzogtums Baden. (3)

82. Die Grundlagen des badischen Staatsrechtes. 5 
die Regententugenden Karl Friedrich,s sich erworben hatten. Bei dem selbständigen Regierungs- 
antritte desselben (1746) bestand das Baden--Durlachische Gebiet aus: 
dem Oberamt der Markgrafschaft Hochberg zu Emmendingen; dem Oberamt der Herr- 
schaft Rötteln und der Landgrafschaft Sausenberg (Kandern, Schopfheim) zu Lörrach; dem 
Oberamt der Herrschaft Badenweiler zu Müllheim und der unteren Markgrasschaft (Ober- 
ämter Karlsruhe, Durlach, Pforzheim und Amt Stein und Langensteinbach. 
Dazu wurden theils durch Vergleich, theils durch Kauf oder Tausch in der Periode von 
1746 bis 1771 eine Anzahl von Flecken und Dörfern erworben, so daß die Besitzungen Karl 
Friedrichs im Jahre 1771 29,50 O.-M. mit 99150 Einwohnern umfaßte. 
Die 1771 hiermit vereinigten Baden-Badischen Lande umfaßten das Oberamt Rastatt 
und Kuppenheim zu Rastatt, die Aemter Baden, Ettlingen, Steinbach, Bühl und Groschweier 
zu Bühl, Stollhofen und Schwarzach zu Schwarzach: das Oberamt der Grafschaft Eberstein 
(Gernsbach) mit dem Amt Frauenalb; das Oberamt der Herrschaft Mahlberg zu Mahlberg; 
das Amt der Herrschaft Staufenberg zu Staufenberg; das Amt Kehl; die Grafschaft Spon- 
heim mit der Herrschaft Martinstein (jenseits des Rheines); die Herrschaften Rodemachern und 
Hespringen unter luxemburger Oberhoheit; das Amt Beinheim im Elsaß. 
Diese angefallenen Lande umfaßten (abgesehen von Rodemachern und Hespringen) 35,50 
geogr. Q.-M. mit ungefähr 75,000 Einwohnern. 
Im Separatfrieden zwischen Baden und Frankreich vom 22. August 1796 und im Lüne- 
viller Frieden vom 9. Februar 1801 1) mußte Karl Friedrich alle seine linksrheinischen Besitz- 
ungen an Frankreich abtreten, erhielt jedoch durch den letzteren Frieden und durch den Reichs- 
deputations = Hauptschluß vom 25. Februar 1803#) zugleich mit der Kurwürde eine größere 
Anzahl von Stiften, Reichsstädten und anderen Gebietstheilen zur Entschädigung. 
Weitere, sehr bedeutende Gebiets-Erweiterungen erfolgten durch den Preßburger Frieden 
vom 26. Dez. 18055) und die Rheinbundsakte vom 12. Juli 1806°), andere durch spätere 
Staatsverträge') und den Frankfurter Territorialreceß vom 20. Juli 18199). 
§ 2. Die Grundlagen des badischen Staatsrechtes. Die in § 1 erwähnte Ver- 
fassungsurkunde für das Großherzogthum Baden nebst den Hausgesetzen und der Wahl- 
ordnung bilden die Grundlage für das badische Verfassungsrecht. Um dieselbe gruppirt 
sich eine Reihe von weiteren, großentheils neueren, Gesetzen verfassungsrechtlichen Inhaltes, 
von denen an den einschlägigen Orten die Rede sein wird. Besonders hervorzuheben 
sind als unmittelbare Ergänzungen der Verfassung die Gesetze: vom 3. März 1854, die 
Civilliste betr., vom 21. Juli 1839 über die Apanagen, vom 11. Dez. 1869, das Ver- 
fahren bei Ministeranklagen betr., das Etatgesetz vom 22. Mai 1822, das Gesetz vom 
25. Mai 1876, die Einrichtung und Befugnisse der Oberrechnungskammer betr., das 
Gesetz vom 21. Nov. 1867, das Vereins= und Versammlungsrecht betr., vom 28. August 
1835 über die Zwangsabtretung und das Beamtengesetz vom 24. Juli 1888. 
Die Ertheilung der Verfassung ist s. Zt. erfolgt durch freien souveränen Akt des 
bis dahin unumschränkten Landesherrn. Abgeändert, ebenso ergänzt oder erläutert kann 
sie nur werden durch ein unter Zustimmung von ⅝ der anwesenden Mitglieder einer 
jeder Kammer erlassenes Gesetz?). 
1) Art. VI u. VII, s. G. von Meyer, Corpus juris Confoederationis germanicae, ergänzt 
von Zöpfl, 3. Aufl. 1858, Thl. I, S. 3. 
3 88 2, 5, 17, 20, 26, 27, 81, 33—35, 45. G. von Meyer a. a. O. S. 11 f. 
3) Art. VIII, XIV, XV. G. von Meyer a. a. O. S. 65 f. 
4) G. von Meyer a. a. O. S. 79 ff. 
5) Staatsvertr. mit dem Großherzogth. Hessen. s. Reg. Bl. 1807, Nr. II, S. 3; 1810, Nr. XLVII, 
S. 346; mit dem ehemal. Großherzogthum Würzburg: Reg. Bl. 1807, Nr. XXIV, S. 101; mit 
Württemberg: Reg. Bl. 1806,. Nr. XXIII, S. 75; 1807, Nr. X, S. 27, u. Nr. XXV, S. 109; 
1809, Nr. III,. S. 9; Nr. IV, S. 13; 1810, Nr. XLVII, S. 339; 1822, Nr. XVI, S. 75; 1825, 
Nr. XIII, S. 97; mit Hohenzollern-Sigmaringen: Reg. Bl. 1812, Nr. XXIV, S. 143; mit dem Kanton 
Aargau: Reg. Bl. 1809, Nr. XXXV, S. 289, u. Reg. Bl. 1819, Nr. XXVII, S. 171, Nr. XXIX. 
S. 188; mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft: Reg. Bl. 1821, Nr. XV, S. 115. 
Außerdem spätere kleinere Gebietsausgleichungen u. Grenzregelungen. 
6) G. von Meyer a. a. O. S. 343. 
7) V.U.8 64. Doch unterliegen nicht schlechthin alle Gesetze verfassungsrechtl. Inhaltes dies. Vorschr.
	        
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