sätzen, die sich bewaͤhrt hatten, unter Wahrung alter Traditionen und
unter Berücksichtigung aller Erfahrungen der Neuzeit der Nachwuchs
sorgfältig ausgebildet und zu selbständigem Denken und Handeln
erzogen. Im Auswärtigen Amt hingegen befanden sich nur aus-
führende Organe eines Willens, die, über die großen Zusammen-
hänge der ihnen zur Bearbektung überwiesenen Fragen nicht ortenttert,
keine selbsttätige Mstarbeit leisten konnten. Der Fürst lagerte wie ein
mächtiger Granktfindling auf der Wiese: wälzt man ihn fort, so findet
man hauptsächlich Gewürm und abgestorbene Wurzeln darunter.
Ich gewann mir das Bertrauen des Fürsten, der vieles mit mir
besprach. Als z. B. der Fürst die ersten Kolonfalerwerbungen
(Groß= und Klein-Popo, Togo usw.) veranlaßte, orlentkerte ich ihn
auf seinen Wunsch über die Stimmung, die im Publikum und in
der Marine dadurch ausgelöst wurde, und schilderte die Begetsterung,
mit der das deutsche Volk dle neue Bahn begrüßte. Der Fürst
meinte, das sei die Sache wohl nicht wert.
Späterhin habe ich noch öfters über die Kolontalfrage mit dem
Fürsten gesprochen und stets mehr die Absicht vorgefunden, die Kolo-
nien als Handels= oder Tauschobsekte zu benutzen, als sie für das
Baterland nutzbringend zu verwerten oder zur Nohstofflieferung zu
gebrauchen. Ich machte pflichtgemäß den Fürsten darauf aufmerksam,
daß der Kaufmann und der Kapttaltst energisch anfingen, die Kolonten
zu entwickeln, und demgemäß — wie ich aus Hansakreisen wußte —
auf Schutz durch eine Flotte rechneten. Daher müsse man für den
rechtzektigen Ausbau einer Flotte sorgen, damst deutsche Werte
lm Auslande nicht schußtzlos blieben. Die deutsche Flagge habe der
Fürst nun mal in der Fremde entfaltet, hinter ihr stehe das Volk,
es müsse aber auch eine Flotie dahinter stehen. Allein der Fürst
machte taube Ohren und gebrauchte sein belfebtes Motto: „Wenn die
Engländer bei uns landen sollten, würde ich sie arretieren lassen")
die Kolonien würden zu Haus verteldigt. Der Fürst legte keinen
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