von Schwiegermutter und Frau usw. Der Fürst wollte nun den
Text eines Antwortschreibens an die Königin entwerfen. Ich bemerkte,
ich würde schon die passende Antwort aufsetzen, in der die Witttel-
linte zwischen Enkel und Katser richtig eingehalten werden würde.
Ste werde dem Fürsten vor der Absendung erst vorgelegt werden.
Die Antwort wahrte die äußere Form der engen Berwandischaft
des Enkels seiner Großmutter gegenüber — die ihn als Baby auf
ihren Armen getragen und schon durch shr Alter ehrfurchtgebietend
war —, betkonte aber im Kern die Stellung und Berpflichtung des
Deutschen Kaisers, der einen die vitalsten Interessen Deutschlands
betreffenden Befehl seines sterbenden Großvaters unbedingt auszu-
führen habe. Diesen Befehl des Großvaters müsse der Enkel
respektteren im Interesse des Landes, dessen Bertretung ihm durch
Gottes Willen nunmehr übertragen sei. Wie er das tue, müsse die
Köntgliche Großmutter ihm überlassen. Im übrigen sei ich der thr
in Klebe anhängende Enkel und werde stets dankbar für feden Nat
der durch ihre lange Regierung erfahrenen Großmutter sein. Aber
in deutschen Angelegenheiten müsse ich mir freies Handeln vindi-
zieren. Der Besuch in Petersburg sei politisch notwendig, der Be-
fehl meines Kaiserlichen Großvaters entspräche den engen Famitlien-
beziehungen mit dem russischen Kalserhause und werde daher aus-
geführt.
Der Fürst war mit dem Briefe einverstanden. Die nach einiger
Zeit elnlaufende Antwort war überraschend. Die Königin gab fhrem
Enkel recht, er müsse tun, was im Interesse seines Landes sei) ste
werde sich freuen, khn später auch bet sich zu sehen. Von dem Tage
an ist mein Verhältnis zu der selbst von thren eigenen Kindern
gefürchteten Königin das denkbar beste gewesen. Sie hat ihren Enkel
nur noch wie einen gleichgestellten Souverain behandelt. —
Bei den Antrittsreisen wurde ich vom Grafen Herbert als Ver-
treter des Auswärtigen Amtes begleitet. Er redigserte die Reden und
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