Full text: Ereignisse und Gestalten 1878-1918

von Schwiegermutter und Frau usw. Der Fürst wollte nun den 
Text eines Antwortschreibens an die Königin entwerfen. Ich bemerkte, 
ich würde schon die passende Antwort aufsetzen, in der die Witttel- 
linte zwischen Enkel und Katser richtig eingehalten werden würde. 
Ste werde dem Fürsten vor der Absendung erst vorgelegt werden. 
Die Antwort wahrte die äußere Form der engen Berwandischaft 
des Enkels seiner Großmutter gegenüber — die ihn als Baby auf 
ihren Armen getragen und schon durch shr Alter ehrfurchtgebietend 
war —, betkonte aber im Kern die Stellung und Berpflichtung des 
Deutschen Kaisers, der einen die vitalsten Interessen Deutschlands 
betreffenden Befehl seines sterbenden Großvaters unbedingt auszu- 
führen habe. Diesen Befehl des Großvaters müsse der Enkel 
respektteren im Interesse des Landes, dessen Bertretung ihm durch 
Gottes Willen nunmehr übertragen sei. Wie er das tue, müsse die 
Köntgliche Großmutter ihm überlassen. Im übrigen sei ich der thr 
in Klebe anhängende Enkel und werde stets dankbar für feden Nat 
der durch ihre lange Regierung erfahrenen Großmutter sein. Aber 
in deutschen Angelegenheiten müsse ich mir freies Handeln vindi- 
zieren. Der Besuch in Petersburg sei politisch notwendig, der Be- 
fehl meines Kaiserlichen Großvaters entspräche den engen Famitlien- 
beziehungen mit dem russischen Kalserhause und werde daher aus- 
geführt. 
Der Fürst war mit dem Briefe einverstanden. Die nach einiger 
Zeit elnlaufende Antwort war überraschend. Die Königin gab fhrem 
Enkel recht, er müsse tun, was im Interesse seines Landes sei) ste 
werde sich freuen, khn später auch bet sich zu sehen. Von dem Tage 
an ist mein Verhältnis zu der selbst von thren eigenen Kindern 
gefürchteten Königin das denkbar beste gewesen. Sie hat ihren Enkel 
nur noch wie einen gleichgestellten Souverain behandelt. — 
Bei den Antrittsreisen wurde ich vom Grafen Herbert als Ver- 
treter des Auswärtigen Amtes begleitet. Er redigserte die Reden und 
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