well er in Süddeutschland eine demagogische Hetzrede gegen die dor—
tigen Liberalen gehalten hatte.
Das Zentrum war durch den Kulturkampf zusammengeschweißt
und stark antiprotestantisch, dem Reiche nicht hold. Trotzdem habe
ich mit vielen bedeutenden Männern der Partei Bezkehungen ge-
pflogen und sie zum Nutzen des Ganzen für praktische Mitarbeit
interessieren können. Besonders Schorlemer (der Vaker) half mir
dabel. Er hat nie efn Hehl aus seiner preußtschen Königstreue ge-
macht. Sein Sohn, der bekannte Landwirtschaftsminister, hat sich
sogar der konservattven Partek angeschlossen. Bei vielen Vorlagen
hat das Zentrum mitgearbestet, dat in selnem alten Führer Windt-
horst einstmals den schärfsten polteischen Kopf lm Parlament besitzen
durste. Aber bek allem war doch der Unterton nicht zu verkennen,
daß das Interesse der Kirche Roms stets gewahrt sein müsse und
nicht zu kurz kommen dürfe.
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Als Prinz Wilhelm war ich des längeren zum Oberprästdenten
der Brovinz Brandenburg v. Achenbach kommandtert, um in die
iunere Berwaltung eingeführt und in wirtschaftlichen Fragen orien-
tiert zu werden, auch praktisch tätigen Antefl an den Arbeiten zu
nehmen. Aus dieser Zest habe sch mir, durch die fesselnden Vor-
träge Achenbachs angeregt, besonderes Interesse für die wirtschaftliche
Selte der inneren Entwicklung des Landes bewahrt, während die
rein surkstische Seite der Berwaltung mich weniger fesselte. Melio-
rationen, Kanalbauten, Chaussee-Anlagen, Waldwirtschaft, Hebung
aller Arten der Verkehrsverbindungen, Wohnungsverbesserung, Ein-
führung der Maschinen in die Landwirtschaft und deren genossen-
schaftliche Emwicklung waren Fragen, die mich auch später andauernd
beschäftigt haben; in ganz besonderem Maße der Wasserbau und die
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