Full text: Ereignisse und Gestalten 1878-1918

den kühnen Schritt Admirals v. Stosch nachzutun. Nun stand 
diese tapfere deutsche Werft vor dem Ruin, denn der Bremer Lloyd 
hatte ihr Angebot auf einen Passaglerdampfer abgelehnt mit dem 
Bemerken, das könnten die Engländer besser à conto ihrer lang- 
fährigen Traditton. Die Not war groß. Ich eilte zum Fürsten 
Bismarck und legte ihm die oben geschilderten Borgänge dar. Ein 
heller Zorn ergriff den Kanzler, und blitzenden Auges schlug er mit 
der Faust auf den Cisch. „Was? Diese Pfeffersäcke wollen lleber 
ihre Kähne in England als bei uns bauen? Das ist sa ganz un- 
erhört! Dabek soll eine gute deutsche Werft zugrunde gehen? Der 
Detbel soll diese Kaufmänner beim Kanthaken kriegen!!“ Er klingelte, 
ein Diener trat ein. „Geheimrat N. aus dem Auswärtigen Amt 
sofort hlerher!“ Nach wenigen Mimiten, während deren der Fürst 
auf= und abstampfte, erschten der Gerufene. „Telegramm nach Ham- 
burg an den Gesandten: der Klopd in Bremen hat sein neuestes 
Schiff in Stettin beim Bulkan bauen zu lassen!“ Der Geheimrat 
verschwand etligst mit „wagerecht abstehenden Rockschößen um die 
offene Tür herumwalzend“. Der Fürst wandte sich zu mir und 
sagte: „Ich bin Ihnen zu besonderem Danke verpflichtet. Sie haben 
dem Vaterland und auch mir einen wichtigen Dienst erwiesen. Fortan 
wird nur noch bei uns gebaut. Das werde ich den Hanseaten schon 
klar machen. Sie können an den Vulkan telegraphieren, daß der 
Kanzler sich für den Bau auf der Bulkanwerft verbürgt, möge es 
der Anfang einer langen Reihe sein! Die Arbetter aber, die Sie 
auf diese Weise vor Arbeitslostgkekt geschützt haben, mögen sich bei 
Ihnen bedanken!“ Ich benachrichtigte Geheimrat Schlutow in Stettin, 
die Freude war groß. Es war der Anfang, der zu dem Bau der 
herrlichen Schnelldampfer führen sollte. 
Als ich im Dezember 1888 nach meinem Regierungsantritt nach 
Stettin fuhr, um meinen pommerschen Grenadieren die Erinnerungs- 
bänder an ihre Fahnen zu verleihen, besuchte sch auf Bitten des Vor- 
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