à l'amiable mit ihm zu arrangieren. Caprivi stimmte zu, die Ver—
handlungen wurden zum Abschluß gebracht, und eines Abends kurz
vor Tisch konnte ich der Kaiserin und einigen Vertrauten die hoch-
erfreuliche Mitteilung machen, daß Helgoland deutsch geworden war.
Eine wichtige — unblutige — Mehrung des Reiches war gelungen,
die erste Bedingung für den Ausbau der Flotte war erfüllt, ein
fahrhundertelanger Wunsch der Hansen und Norddeutschen in Er-
füllung gegangen. Ein bedeutendes Ereignis hatte sich in der Sttille
vollzogen.
Wenn die Erwerbung Helgolands unter des Fürsten Bismarck
Kanzlerschaft erfolgt wäre, dann wäre sie wahrscheinlich mit Jubel
begrüßt worden. Unter Caprivi setzte die Kritik ein. Es waren sa
bloß der Usurpator Caprivi, der sich erkühnte, auf des Fürsten Stuhl
zu sitzen, und der „unberechenbare“, „undankbare“, „Impulstve“ sunge
Herr gewesen, die das gemacht hatken! Wenn Bismarck nur ge-
wollk hätte, den „ollen Felsen“ konnte er alle Tage haben, aber die
vielversprechenden afrikanischen Besitzungen den Engländern dafür
preiszugeben, so ungeschickt hätte er nie gehandelt und sich nie so
übers Ohr hauen lassen: so lautete es fast von allen Sesten. Des
Gürsten Blätter stimmten laut in diese Kritik mit ein, allerdings
sehr zum Kummer der Hansen.
Merkwürdig nahmen sich die Borwürfe wegen des Austausches
von Zanzibar und Witu in der Presse des Fürsten aus, der mir früher,
als ich unter ihm arbelstete, immer wieder gesagt hatte, daß er an
und für sich von Kolonien nicht viel halte und sie hauptsächlich als
gelegentliche Tauschobfekte betrachte, um sich mit den Engländern aus-
einanderzusetzen. Sein Nachfolger handelte im Falle Helgoland da-
nach und wurde dafür auf das heftigste kritistert und angegriffen.
Erst im Laufe des Weltkrieges sind mir Aufsätze in deutschen Zeiftungen
zu Gesicht gekommen, die rückhaltlos den Erwerb von Helgoland als
Tat vorausschauender Polktik anerkannten und Betrachtungen daran
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