letzten Unterredung bald nach meinem Regierungsantritt erklärte, von
nun an im Sirnne der von ihm gewählten Grabschrift leben: Bene
Vixit, qui bene latuir!") Als ich dem Fürsten Bismarck davon er-
zählte, meinte er grimmig: Male vixit, male latuir!*), denn er und
Roggenbach haben sich gründlich gehaßt.
*
Eine besondere Rolle spielte bei meinen Eltern Graf Gös v. Secken-
dorff. Er stand ursprünglich im Ersten Garderegiment zu Fuß und
wurde als Kammerherr zu meiner Mutter kommandiert, der Katserin
diente er später als Oberhofmeister. Er war mit einer ungewöhn-
lichen Begabung für die Künste ausgestattet und ein geschickter Aqua-
rellist, besonders italienische Landschaften gelangen ihm gut, im Laufe
der Zeit bildete er sich dann auch zu einem erfolgreichen Maler von
Stilleben in Ol aus. In den Galerken und Museen Europas war
er, ein ausgezeichneter Kenner der alten Meister, wie kein zweiter zu
Hause. Mit einem außerordentlichen Talent für Sprachen begabt,
war ihm Englisch, Französisch und Italientksch geradeso geläufig wie
Deutsch. Sein Wesen war im allgemeinen durch eine mit großer
Höflichkeit gepaarte kühle Zurückhaltung charakteristert. Er begleitete
meine Mutter auf allen ihren Reisen in die Fremde und war für
sie von hohem Wert bei Besuchen von Sammlungen und Aitelkers,
bei der Auswahl und beim Ankauf von Bildern, zumal in Ztalsen
hat er ihr wertvolle Dienste geleistet. Dafür verschaffte sie ihrerseits
ihm Gelegenheit, das ferne Ausland kennen zu lernen. So machte er
1868 die britische Expedition gegen Abessinten im Stabe Lord Napiers
mit, und bei der Indienreise meines Oheims, des BPrinzen von Wales,
hat dieser ihn seinem Gefolge attachfert. Seit dieser Reise genoß
Graf Seckendorff die besondere Wertschätzung des Prinzen, der große
Stücke auf ihn hielt. Sein letztes großes Werk war die schöne Aus-
*) Wohl dem, der im Verborgenen lebt!
"*5) Schlecht lebte er, schlecht hlelt er sich verborgenl!
2 Aus meinem Leben 17