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1866. Bildung des „Norddeutschen Bundes“. — Preussen
hört auf, eine Gross- und Weltmacht zu seın, und
überträgt die wichtigsten Stücke seiner Souveränetät, seine ganze
Kriegsmacht, Heer und Flotte, seine Diplomatie, sein öffentliches
Verkehrswesen und selbst seine Oberhoheit in Gesetz- und
Rechtssachen dem „nordischen Bunde‘.
Derselbe wurde gebildet ausser dem vergrösserten Preussen von
dem Königreich Sachsen, den beiden Mecklenburg, den Hansestädten,
Oldenburg, Braunschwelg, und sämtlichen thüringischen Staaten, so dass
der preussisch-deutsche Einheitsstaat für sich 24 Millionen Bevölkerung,
mit den in den Nordbund getretenen Staaten 29 Millionen zählte. Die
letzteren stellten ihre militärischen Kräfte unter den Befehl Preussens,
— dessen König als Präsident dem norddeutschen Bunde vorstand und
den Oberbefehl zu Land und zu Wasser fuhrte. Die Gesetzgebung voll-
zogen mit dem Präsidenten des norddeutschen Bundesratsund des nord-
deutschen Reichstags, eine Volksvertretung, welche nach allgemeinem
Stimmrecht gewählt war.
Die grossartigen Erfolge des deutsch-französischen
Kriegs von 1870/71 beseitigten den norddeutschen Bund und schufen
das vereinigte „deutsche Reich“ unter der Oberhoheit des Kaisers
Wilhelm 1.
1867. Zusammenkunft der Kaiser Franz Joseph von Oester-
reich und Napoleon 1lII. von Frankreich zu Salzburg.
Diese Zusammenkunft dauerte fünf Tage.
1868. Totale Sonnenfinsternis in Indien.
1870. Dritter Tag vor Metz: Entscheidungsschlacht von
Gravelotte oder St. Privat.
Sie war fast ebenso mörderisch, wie die vom 16. und hinsichtlich
der Streiter noch gewaltiger, denn 160000 Deutsche traten hier gegen
etwa ebensoviel Franzosen unmittelbar ins Gefecht. Gegen 12 Uhr
mittags begann das beiderseitige Geschützfeuer, zwischen 2 und 3 Uhr
der Kampf des Fussvolks. Derselbe bewegte sich zwischen den Dörfern
Gravelotte, Rezonville und Saint-Privat. „Majestät, der Sieg ist
unser, der Feind zieht sich zurück!“ hatte Moltke dem um das
Ergebnis des heissen Tags besorgten Monarchen gemeldet; — aber der
Sieg war mit grösseren Opfern, als die Franzosen hatten, erkauft. Die
Verluste der Deutschen betrugen 899 Offiziere und 19%60 Mann (an
Toten allein 328 Offiziere und 4909 Mann), die der Franzosen 13000
Mann, darunter nahezu 600 Offiziere.
1875. Deutsche evangelische Kirchenkonferenz zu Eisenach.
1885. Enthüllung des Denkmals Friedrich Wilhelms I. in
Potsdam.
Völkerrechts-Kongress in Hamburg.
1890. Die erste deutsche Schule in Deutsch-Ostafrika
wird von dem Missionar Krämer in Tanga eröffnet.