Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Erster Band. Der Weg zur Revolution 1914-1918. (1)

96 Neuntes Kapitel 
Anlaß geboten, den Frieden scheitern zu lassen und stelle an uns keine 
annexionistischen Forderungen. 
„Spartakus“ aber, die Monatsschrift der Liebknechtgruppe, ver- 
kündete in seiner Januarnummer 1918: „Der allgemeine Friede läßt 
sich ohne Umsturz der herrschenden Macht in Deutschland nicht er- 
reichen. Nur mit der Fackel der Revolution, nur im offenen Massen- 
kampfe um die politische Macht, um die Volksherrschaft und die Repu- 
blik in Deutschland läßt sich jetzt das erneute Auflodern des Völker- 
mordens und der Triumph der deutschen Annexrionisten im Osten und 
Westen verhindern. Die deutschen Arbeiter sind jetzt berufen, die Bot- 
schaft der Revolution und des Friedens vom Osten nach dem Westen 
zu tragen.“ 
Eo wäre wahrhaftig unverständlich gewesen, wenn Lenin und Trotzki 
diese, ihnen von der deutschen Sozialdemokratie aller Richtungen ent- 
gegengebrachte Unterstützung nicht ausgenutzt hätten! — 
Das Auftreten des Generals Hoffmann in Brest wurde natürlich 
sehr abfällig beurteilt. Man wies entrüstet auf die Krise der Ver- 
ständigungspolitik hin. Von vielen Blättern wurde wieder die Gelegen- 
heit benutzt, in den Kriegszielstreit die O. H. L. hineinzuziehen als einen 
mehr oder weniger zur „Gewaltpolitik“ treibenden Faktor höchsten Ein- 
flusses. Diese in letzter Zeit sich mehrenden Anspielungen mußten da- 
hin führen, auf die Dauer den noch unvermindert bestehenden Fonds 
an Volksvertrauen in die militärische Leitung des Krieges anzu- 
greifen. Von dem einstigen, innig-persönlichen, menschlichen Ver- 
trauensverhältnis zwischen den Helden des Krieges und der Arbeiter- 
schaft war durch meist versteckte Bemerkungen der Presse und durch 
Agitation von Mund zu Mund ohnehin schon viel zerstört.“) 
1) In einer im Mai 1920 erschienenen Schrift „Aus der Werkstatt der 
deutschen Revolution“ schildert Emil Barth, der spätere Volksbeauftragte, wie es 
ihm und seinen Spiehgesellen gelungen ist, die deutsche Revolution zu „machen“ 
indem der patriotische Sinn der Arbeiterschaft vergiftet, das Kaiserhaus, die Heer- 
führer, schließlich alle staatlichen Einrichtungen sostematisch mit Kot beworfen 
wurden 
„Dieses Ziel (der vom Proletariat erzwungene Friede, die Diktatur des 
Proletariats) ist nur zu erreichen . wenn Sie llar erkennen, daß Sie alle Brücken 
hinter sich abzubrechen haben, daß Sie jedwedes patriotische Gefühl nicht nur aus 
dem Herzen zu reißen, sondern auch mit Ihrem Hasse zu verfolgen haben.“ 
(Aus Barths Ansprache an die oppositionellen Obleute der Berliner Betriebe 
bei der Gründungsversammlung des Revolutionskomitees am 9. Februar 1918.)
	        
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