Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Erster Band. Der Weg zur Revolution 1914-1918. (1)

Die Broschüre Lichnowolys 111 
gesetzt. Die „Schwäbische Tagwacht“ (11. März) erklärte, Deutschland 
bönne ehrlicherweise nicht sagen, es wolle einen Verständigungefrieden, 
wenn es nicht bereit sei, die belgische Selbständigkeit, so wie sie 
vor dem Kriege war, wieder herzustellen. Auch Sinzheimer forderte 
eine Erblärung der Regierung hierüber. Dagegen sagte Aug. Winnig 
„Glocke“ 16. März), vielleicht mitbeeinflußt durch Eindrücke einer 
Reise nach Belgien: „Eine Wiederherstellung des alten Staates Bel- 
gieno ohne jede Sicherung gegen englische Aspirationen können auch wir 
nicht alo Forderung vertreten.“ 
Zu der in diesen Tagen bekanntgewordenen, üblen Denkschrift des 
Fürsten Lichnowsky äußerten sich die meisten Blätter dahin, es lasse 
sich z. Zt. nicht entscheiden, inwieweit des Fürsten Ansicht über die 
Schuld am Kriege berechtigt sei; die Sozialdemokratie habe im Juli 
1914 manches auch schon gesagt, was der Fürst jetzt ausspreche, aber 
die Landesverteidigungspflicht werde davon nicht berührt, da mit deren 
Anerkennung die Sozialdemokratie nicht die Regierungspolitik decke, 
sondern das Interesse des Volkes wahrnehmez vielleicht könne übrigens 
die Denkschrift doch zur Verständigung beitragen.1!) — 
11. 
Die Große Offensive — Sozialdemokratie und „Militärparkei“.— 
Wahlrechtsreform 
Noch einmal schien sich die Sozialdemobratie aufzuraffen. 
Die Erfolge der großen Frühjahrooffensive wurden auch von der 
sozialdemokratischen Mehrheitspresse mit Genugtuung aufgenommen. 
So rief der Abg. Lensch aus O,Glocke“ 1. April): „Unser Sieg und 
  
1) Zumindest bei einer ganzen Reihe von Blättern ließ sich eine Vorliebe 
für den Fürsten und seine These von dem beritischen Friedenswillen feststellen 
(Fränkische Tagespost, Breslauer Volkswacht). Die unabhängige Presse neigte 
natürlich gleichfalls zu dieser Richtung. Sie wurde nicht müde, die Schuld Deutsch= 
ands am Kriege hervorzuheben. 
Gegen den Gedanken, den ganzen Fall vor den Strafrichter zu bringen, 
lehnte sich die sozialdemokratische Presse fast einmütig auf. Der Verbreiter der 
Schrift, Hauptmann v. Beerfelde, wurde vom „Vorwärts“ (10. 4.) energisch und 
warm in Schutz genommen.
	        
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