1. Pressestimmen 149
zu sein. Ja, wir haben es wohl selber bedauert, daß die Anwendung
dieses Schlagwortes in unserer Partei in Friedensjahren so falsche Vor-
stellungen im Auslande bei den Regierungen anderer Völker erweckt
und dadurch deren Kriegswillen verstärkt hat.“ (Ein bemerkenswertes
Eingeständnis! D. Verf.)
Neuorientierung, Frühjahr 1917.
„Breslauer Volkswacht“, Ende März:
„Wir erwarten, daß wenigsiens unsere Partei aus der Haltung des
Kanzlers ihre unerbittlichen Konsequenzen zieht. Wir können nicht länger
eine Regierung unterstützen, die sich so abweichend gegenüber den
Wünschen des Volkes verhält. “
„Vorwärts“ vom 3. April:
„Findet die Monarchie in dieser Zeit kluge Ratgeber, dann kann
sie sich für alle absehbare Zeiten sichern und festigen. Sobald die Monar-
chie die Wünsche des Volkes erfüllt, ist aller republikanischen Agitation
der Boden unter den Füßen weggezogen (Die alte Scheidemannsche
Rattenfängerweise; schon damals folgte ihr die Regierung blindgläubig.
D. Verf.). Die Frage, ob Monarchie oder Republik würde dann noch
viel weniger Diskussionsthema sein als sie es jetzt schon ist.“
„Chemnitzer Volksstimme“, Anfang April:
Zur Frage, ob der verschärfte UBootkrieg eine Abirrung vom
deutschen Friedensstreben darstelle, vertritt das Blatt den Standpunkt,
daß gerade in Verbindung mit dem Friedensangebot die Verschärfung
notwendig gewesen sei und schreibt: „Drei Dutzend Friedensangebote
hätten wir nach England schicken können und hätten drei Dutzend mal
nur ein wachsendes Hohngelächter zur Antwort bekommen, wenn wir
nicht eine Waffe gehabt hätten, England zum Frieden zu zwingen.
Versagt oder zerbricht diese Waffe, dann sind wir verloren.“
„Vorwärts“ vom 14. Juni (anläßlich des Thronwechsels in Grie-
chenland):
„Die Griechen sind jetzt ein völlig freies Volk — von verhungern-
den, ohnmächtigen Bettlern. Nutzanwendung: Dies ist ein schwacher
Vorgeschmack, wie die geplante Befreiung Deutschlands durch die
Entente aussehen würde. Ein schwacher. Denn die Griechen sind immer-
hin Neutrale, wir aber sind die Feinde.“