Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Erster Band. Der Weg zur Revolution 1914-1918. (1)

3. Nachrevolutionäre Bekenntnisse 177 
Regierung nicht das geringste zu erwarten; auch jetzt nicht, wo diese 
Regierung durch einige Regierungssozialisten verbrämt und durch einige 
scheindemokratische Zugeständnisse aufgeputzt worden ist. Eine solche 
Hoffnung wäre noch trügerischer als die bereits so schmählich zusammen- 
gebrochenen Hoffnungen auf den militärischen Endsieg und die Bir- 
bungen durch den U-Bootkrieg. 
Die Befürchtung, daß sich die deutsche Arbeiterklasse wieder 
narren läßt, besteht diesmal nicht zu recht. Verlassen und verraten von 
den hohen Politikern und Parteiführern, haben größere Massen, vor 
allem Soldaten, instinktiv den rechten Weg gefunden und bereits be- 
schritten. Die Soldaten weigern sich in immer größeren Massen, an 
die Front zu gehen und für die Aufrechterhaltung des sie ausbeutenden 
und bedrückenden, für den Krieg verantwortlichen Systems Betteldienste 
zu verrichten. Die Arbeiter in der Munitionsindustrie sind gleichfalls 
drauf und dran, sich für diese entscheidenden Kämpfe vorzubereiten. Bis 
in weite Kreise des Bürgertums hinein ist unverkennbar eine Stimmung 
vorhanden, die erfolgversprechend ist. Asso nützen wir die Zeit, um uns 
für diese Kämpfe vorzubereiten! In allen Betrieben, unter den Soldaten 
an der Front und im Hinterland, gilt es jetzt zu organisieren. Die 
spontanen Meuterungen unter den Soldaten gilt es mit allen Mitteln 
zu unterstützen, zum bewaffneten Aufstand überzuleiten, den bewaff- 
neten Aufstand zum Kampf um die ganze Macht für die Arbeiter und 
Soldaten auszuweiten und durch Massenstreiks der Arbeiter für uns 
siegreich zu machen. Das ist die Arbeit der allernächsten Tage und 
Wochen. Wir haben nichts zu verlieren, nur alles zu gewinnen. Die 
unerbetene Hilfe der imperialistischen Ententestaaten darf kein Hin- 
dernio sein. Im Gegenteil, wir werden mit ihren imperialistischen An- 
sprüchen insofern leicht fertig werden, als sie selbst die Revolution im 
Leibe haben und ihnen von der Arbeiterklasse ihrer Länder das gleiche 
Schicksal bereitet werden wird. 
Der Beginn der deutschen Revolution ist der Anfang der siegreichen 
Weltrevolution. 
3. Nachrevolutionäre Bekenntnisse 
„Der Entschluß von 1916 verstärkte sich nach dem Januarstreik 
von 1918. Nach diesem Streik reifte der Entschluß, wenn es noch 
einmal losginge, dann ganze Arbeit zu machen. Alle Vorbereitungen 
Wriberg" 12
	        
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