18 Zweites Kapitel
Zimmerwald bei Bern abgehaltenen internationalen sozialistischen Kon-
ferenz, die zu Ostern 1916 in Kienthal wiederholt wurde, einstimmig
beschlossen war, und in dessen Schlußwort — in russischer Fassung —
es hieß: „Die Konferenz übernimmt die feierliche Verpflichtung, die
Lebenden und Toten dadurch zu ehren, daß sie, in Nachahmung des
Beispieles dieser mutigen Kämpfer, ohne Zaudern zur Erhebung des
revolutionären Geistes in den Massen des internationalen Proletariats
beitragen und sie im Kampfe gegen den brudermordenden Krieg und
die kapitalistische Gesellschaft vereinigen wird.“
Die deutsche Fassung lautete: „Wir nehmen die ausdrückliche
Verpflichtung auf uns, unablässig in diesem Sinne (nämlich für Ver-
wirklichung des vorher angeführten Friedenszieles: Verzicht auf jede
Annexion oder wirtschaftliche Angliederung. D. Verf.), jeder in seinem
Lande, zu wirken, damit die Friedensbewegung stark genug wird, unseren
Regierungen die Beendigung dieser Schlächterei aufzuzwingen. Indem
wir uns vom Burgfrieden lossagen, indem wir dem Klassenkampf
treu bleiben, der die Grundlage zur Errichtung der sozialistischen Inter-
nationale bildet, stehen wir deutsche und französische (den englischen
Delegierten waren seitens der englischen Regierung die Pässe verweigert
worden; sonstige Teilnehmer waren erschienen aus: Italien, Rußland,
Polen, Rumänien, Bulgarien, Schweden, Norwegen, Holland, Schweiz.
D. Verf.) Sozialisten und Gewerkschaften unter unseren Volksgenossen
fest im Kampfe gegen dieses furchtbare Verhängnis und für die Be-
endigung des Völkermordens, das die Menschheit entehrt.“
Für die deutschen Teilnehmer zeichneten: Adolf Hoffmann und
Georg Ledebour.
Die Einleitung eines Strafverfahrens gegen beide unterblieb, da
es nach einem Gutachten des Oberreichsanwaltes einen Erfolg nicht
versprach. Hier mag auch folgender Auszug aus der skandinavischen
Zeitung „Frederiksborg Avio“ vom 9. März 1916 Platz finden:
„Ein Mitarbeiter des Blattes „Socialdemokraten in Kristiania
„hatte eine Unterredung mit Liebbnecht, Berlin. Liebknecht sagte:
„. Es ist hoffnungslos, ein Ende des Krieges zu erwarten, wenn
„dat revolutionäre Proletariat nicht eingreift. Nur dann wird
„die Mörderei beendet werden.
„Und für wann dürfen wir dieses Eingreifen erwarten?
„... Das können wir nicht mit Bestimmtheit wissen. Nur eins