Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Erster Band. Der Weg zur Revolution 1914-1918. (1)

Um dos deutsche Friedensangebot 20 
„Die Alldeutschen. haben auf die auswärtige Politik des Reiches 
keinen ausschlaggebenden Einfluß.“.. 
Gewiß war der innerpolitische Gedanke, den die Regierung 
als Grund für Herausgabe des Friedengangebotes anführte, richtig: 
dem deutschen Volke zu zeigen, daß das Kaiserwort „uns treibt nicht 
Eroberungslust“ noch immer zu Recht bestand, nur — seine Verwirk- 
lichung, die Note selbst, war ein Fehler. Und hätte eine von oben her, 
rechtzeitig und unermüblich, geschickt geleitete Aufklärung im 
Volke gearbeitet, so wäre die Uberzeugung von dem Rechte unserer 
guten Sache so sehr Allgemeingut geworden, daß es waghalsiger Ex- 
perimente auf dem Gebiete der äußeren Politik nicht bedurft hätte. — 
Wie zu erwarten, wurde das deutsche Friedensangebot in der ge- 
samten sozialdemokratischen Presse mit Befriedigung aufgenommen. 
Die „Internationale sozialistische Kommission“ in Berlin, d. i. die 
Internationale, die aus den Zimmerwalder und Kienthaler Minder- 
heitskonferenzen hervorgegangen war, beeilte sich natürlich, getreu ihren 
radikalen Tendenzen, das Angebot in einem Flugblatt gein tolles 
Narrenspiel, um das eigene Volk binters Licht zu führen“ zu nennen 
und im Anschluß daran die Arbeiterinternationale „zur Tat“ auf- 
zufordern. 
Als die Ablehnung der Entente sich ankündigte, blieb der Rück- 
schlag in Arbeiterkreisen nicht aus, bis Präsident Wilsons Botschaft 
unmittelbar vor Weihnachten 1916 die gesunkenen Friedenshoffnungen 
plötzlich wieder überaus hoch emporhob. Man begrüßte die Note als 
zweiten positiven Schritt auf der Bahn zum „Frieden“ und polemisierte 
gegen unfreundliche Betrachtungen über sie, da man vor einer Benach- 
teiligung deutscher Interessen durch Wilson sicher sein könne. 
Die deutsche Erwiderung wurde in der Arbeiterpresse freund- 
lich beurteilt. — 
Die im Januar bekannt werdende, schroff ablehnende offizielle 
Antwort des Feindbundes erregte zum Teil tiefe Niedergeschlagenheit, 
aber auch Zorn und ließ mancherorts den entschlossenen Willen zum 
Weiterkämpfen und Siegen erneut aufflammen. 
Dessen ungeachtet betonte die Presse der sozialdemokratischen Par- 
tei fast allgemein, daß die Friedensbereitschaft trotz der Ablehnung 
aufrecht erhalten werden müsse. Es sei deshalb auch der Gedanke, den
	        
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