Um dos deutsche Friedensangebot 20
„Die Alldeutschen. haben auf die auswärtige Politik des Reiches
keinen ausschlaggebenden Einfluß.“..
Gewiß war der innerpolitische Gedanke, den die Regierung
als Grund für Herausgabe des Friedengangebotes anführte, richtig:
dem deutschen Volke zu zeigen, daß das Kaiserwort „uns treibt nicht
Eroberungslust“ noch immer zu Recht bestand, nur — seine Verwirk-
lichung, die Note selbst, war ein Fehler. Und hätte eine von oben her,
rechtzeitig und unermüblich, geschickt geleitete Aufklärung im
Volke gearbeitet, so wäre die Uberzeugung von dem Rechte unserer
guten Sache so sehr Allgemeingut geworden, daß es waghalsiger Ex-
perimente auf dem Gebiete der äußeren Politik nicht bedurft hätte. —
Wie zu erwarten, wurde das deutsche Friedensangebot in der ge-
samten sozialdemokratischen Presse mit Befriedigung aufgenommen.
Die „Internationale sozialistische Kommission“ in Berlin, d. i. die
Internationale, die aus den Zimmerwalder und Kienthaler Minder-
heitskonferenzen hervorgegangen war, beeilte sich natürlich, getreu ihren
radikalen Tendenzen, das Angebot in einem Flugblatt gein tolles
Narrenspiel, um das eigene Volk binters Licht zu führen“ zu nennen
und im Anschluß daran die Arbeiterinternationale „zur Tat“ auf-
zufordern.
Als die Ablehnung der Entente sich ankündigte, blieb der Rück-
schlag in Arbeiterkreisen nicht aus, bis Präsident Wilsons Botschaft
unmittelbar vor Weihnachten 1916 die gesunkenen Friedenshoffnungen
plötzlich wieder überaus hoch emporhob. Man begrüßte die Note als
zweiten positiven Schritt auf der Bahn zum „Frieden“ und polemisierte
gegen unfreundliche Betrachtungen über sie, da man vor einer Benach-
teiligung deutscher Interessen durch Wilson sicher sein könne.
Die deutsche Erwiderung wurde in der Arbeiterpresse freund-
lich beurteilt. —
Die im Januar bekannt werdende, schroff ablehnende offizielle
Antwort des Feindbundes erregte zum Teil tiefe Niedergeschlagenheit,
aber auch Zorn und ließ mancherorts den entschlossenen Willen zum
Weiterkämpfen und Siegen erneut aufflammen.
Dessen ungeachtet betonte die Presse der sozialdemokratischen Par-
tei fast allgemein, daß die Friedensbereitschaft trotz der Ablehnung
aufrecht erhalten werden müsse. Es sei deshalb auch der Gedanke, den