Besprechungen im Kriegsministerium 55
Tätigkeit immer weitere Kreise zu ihnen hinüberziehen soll. Ein Ent-
gegenkommen gegen diese Leute auf politischem Gebiet kann nicht als
der Weg bezeichnet werden, der zu Deutschlands innerer Stärkung führt.
Es werden dadurch nur immer neue Forderungen wachgerufen, aber
niemals der Charakter dieser Partei geändert werden.
Auf der anderen Seite ist es allerdings notwendig, wie auch im
Ostererlaß Sr. Majestät anerkannt, der Masse des Volkes die Möglich-
beit freier politischer Betätigung zu schaffen. Zweifellos kann dies
nur auf Kosten der Anschauungen der rechtsstehenden Parteien geschehen.
Dabei muß aber dem Umstande Rechnung getragen werden, daß gerade
diese Parteien die Träger des monarchischen Gedankens sind, und be-
sonders durch ihr Wirken dieser Gedanke in der breiten Masse des Volkes
lebendig erhalten werden wird. Es ist daher durchaus verständlich,
wenn bei diesen Parteien vor allen Dingen der Wunsch nach einer
starken Regierung vorhanden ist, die bei diesem Ausgleich zwischen
Rechts und Links das rechte Maß zu halten und ein weiteres Abbröckeln
nach links zu vermeiden weiß. Um also der beginnenden Unterwühlung
des Staatsgedankens im Volke Einhalt tun zu können, müssen die
monarchischen Parteien unter kräftigster Förderung der Regierung in
den Stand gesetzt werden, ihre Überzeugungen allenthalben zur Geltung
zu bringen. —
Das Ergebnis der Besprechung waren folgende Beschlüsse:
1. Schaffung von Zentralstellen bei der Obersten Heeresleitung
und dem Auswärtigen Amt zur Führung eines wirkungsvollen
Pressefeldzuges.
Organisation der weiteren Aufklärung über die dem Staate
drohende Gefahr, durch Kirche, Schule und in den Lazaretten.
Erklärung der Notwendigkeit einer starken, inneren Politik, die
sich in klarem, festem „Bis hierher und nicht weiter“ zeigen
musßs. Es genügt nicht, daß die Regierung weiß, was sie will,
sondern mindestens müssen es auch die anderen mit Verant-
wortung beladenen Stellen wissen.
4. Schärfere Uberwachung politischer Klubs.
Der außerordentliche Ernst der Lage war allen Teilnehmern zum
Bewußtsein gekommen. Die Durchführung der beschlossenen Maßnah-
men lag vorwiegend in der Hand der Zivilbehörden.
Der 1. Mai war im allgemeinen ruhig verlaufen. An Versuchen,
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