Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Erster Band. Der Weg zur Revolution 1914-1918. (1)

Die U. S. P. D. auf der Hochseeflotte 75 
hänger, einen Matrosen Reichpietsch, zu bestimmen, den ihm bewilligten 
Urlaub dazu zu benutzen, mit Führern der U. S. P. D. in Verbindung 
zu treten, um sich bei ihnen zu erkundigen, ob ein solcher Befehl zu- 
lässig sei. 
Reichpietsch fuhr mit einer schriftlich formulierten Anfrage, die 
außerdem eine Reihe weiterer Beschwerdepunkte enthielt, nach Berlin. 
Hier suchte er zunächst den Abg. Dittmann auf, siellte sich als 
von Sachse gesandt vor und überreichte ihm das von diesem verschlossen 
mitgegebene Schreiben. Dittmann, der zunächst erklärte, Marinesachen 
bearbeite der für einige Tage verreiste Abg. Vogtherr, unterhielt sich 
mit ihm eingehend über die Zustände auf der Flotte. Reichpietsch erzählte 
auch von der „Organisation“ an Bord S. M. S. Friedrich der Große 
und teilte ihm mit, daß sich unter den Mannschaften 60 Anhänger der 
U. S. P. D. befänden, die sich auch bisweilen an Land zur Besprechung 
ihrer militärischen Interessen versammelten, wobei jedoch auch sozia- 
listische Vorträge gehalten würden. Im Anschluß daran bat er um 
Agitationsmaterial zur weiteren Ausbreitung der Bewegung. 
Dittmann forderte ihn daraufhin auf, die Agitation für die 
U. S. P. D. auf der Flotte weiter zu betreiben, sicherte ihm Unter- 
stützung durch geeignetes Material zu und bat ihn, die vorgetragenen 
Beschwerdepunkte ihm nochmals schriftlich einzureichen. 
Hierauf stellte er ihn der Frau JZietz vor, die sehr erfreut über 
das Bestehen einer Organisation für die Partei innerhalb der Flotte 
war. Dittmann und Frau gietz bezeichneten dem Reichpietsch Vertrauens- 
leute der U. S. P. D. in Bremen (Abg. Henke) und Rüstringen (Werft- 
schreiber Büdeler), um eine zivilistische Ortsgruppe der Partei in Wil- 
helmohaven zu begründen. 
Nach einigen Tagen suchte Reichpietsch mit der gewünschten Nieder- 
schrift Dittzmann im Reichstagsgebäude auf. Er traf dort im Frak- 
tionszimmer der Partei die Abg. Dittmann, Haase und Vogtherr, die 
ihn angeblich erwartet hatten, und übergab seine Ausarbeitung. Es kam 
dann das Gespräch auf den Bachmannschen Befehl und die „Organi- 
sation“. Die Abgeordneten gaben ihre Freude zu erkennen und munter- 
ten ihn auf. Dittmann soll hierbei geäufßfert haben, es handle sich nament- 
lich bei den Versammlungen an Land um eine besonders gefährliche und 
gewagte Sache, er möge sich deshalb vorsehen, vor allem aber ver- 
trauensvoll in die Zukunft nach Stockholm blicken. Agitationsmaterial
	        
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