1.
Mobilmachung
Die Welt ruht nicht sicherer auf den
Schultern des Atlas, als Preußen auf
einer solchen Armee.
Friedrich der Große.
Im Juli 1914 hatte ich meinen Urlaub mit meiner Familie nach
der Nordsee angetreten. Daß ich als Chef der Armeeabteilung des
Kriegeministeriums (A 1.) auf längere Zeit beurlaubt wurde, kann als
Zeichen für die Beurteilung der politischen Lage durch meine Behörde
gelten. Fern von allen Geschäften genoß ich die Ruhe, die der kleine
Badeort Sankt Peter in hohem Maße gewährte. Eines Tages erhielt ich
vom Oberst Scheüch, Direktor des Zentraldepartements im Kriegs-
ministerium, die Mitteilung, daß meine Anwesenheit in Berlin not-
wendig werden könne. Ein Telegramm mit einem bestimmten Stich-
wort sollte das Zeichen für meine sofortige Abreise sein.
Das Schreiben erwähnte nicht, um was es sich handelte. Gewiß
lag der Gedanke an Krieg nahe. Der Mord in Serajewo konnte eine
Krise heraufbeschwören. In den Jahren vorher waren aber schon so
oft dunkle Wolken am politischen Horizont aufgezogen und wieder
vergangen, daß der Gedanke, es gäbe wirklich Krieg, nicht ernstlich bei
mir aufkam. Diesem Gefühl gab ich bei meiner einige Tage später statt-
findenden Abreise meiner Frau gegenüber dadurch Ausdruck, daß ich offen
von einer baldigen Rückkehr sprach.
In Berlin merkte ich bald, daß die Lage ernst war. Voll Zuver-
sicht konnte ich der weiteren Entwickelung entgegensehen. Sollte es wirk-
lich zum Kriege kommen, so war die Mobilmachung, deren Bearbeitung
zu meinem Ressort gehörte, so vorbereitet, daß sie nach menschlichem
Ermessen klappen mußte.
Am 31. Juli mittags stürzte mein Referent für Mobilmachungs-
angelegenheiten, Major van den Bergh, mit den Worten: „drohende
Kriegsgefahr“ in mein Zimmer. Dies war ein entscheidender Schritt. Mit
dem Zusiand drohender Kriegsgefahr waren Maßnahmen für die ge-
chrlobers, Deer und Helmat