Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

122 Zweites Kapitel 
Um Stsrungen in der Ausführung von Kriegsaufträgen zu ver- 
meiden, sollten Einziehungen nur allmählich und im Einvernehmen mit 
der betreffenden Firma, die rechtzeitig vorher zu verständigen war und 
nur, wenn technisch vollwertiger Ersatz zur Verfügung stände, erfolgen. 
Auf diese letzte Voraussetzung bezogen sich manche Betriebe bei jeder 
Gelegenheit und gaben sich, darauf pochend, daß das stellvertretende 
Generalkommando technisch vollwertigen Ersatz stellen müsse, keine 
Mühe, selbst für Ersatz zu sorgen. Sie erschwerten dadurch dem stell- 
vertretenden Generalkommando die Aufgaben der Ersatzgestellung außer- 
ordentlich. Es wurde sogar mit der Einstellung des Betriebes im Falle 
der Einziehung von Arbeitskräften gedroht. Daneben ging das Be- 
streben, die Behörden gegen einander auszuspielen. Eine Berechtigung 
dieses Verhaltens konnte das Kriegeministerium natürlich nicht an- 
erkennen. 
Zur Erleichterung wurde den stellvertretenden Generalkommandos 
empfohlen, Listen einzuführen, die drei Gruppen enthielten: 
1. Leute, die als unabkömmlich für die Dauer der laufenden Kriegs- 
aufträge anzusehen waren, und für die auch kein vollwertiger 
Ersatz gefunden werden konnte, 
2. schwer Abkömmliche, die aber nach Anlernung geeigneter Kräfte 
ersetzt werden konnten, 
3. sofort Entbehrliche. 
Wieklich unersetzbare Kräfte waren, wenn die Dauer eines Auf- 
trages nicht abzusehen war, „bis auf weiteres“ zurückzustellen. Diese 
Form sollte aber eine Nachprüfung der für die fraglichen Zurückstellun- 
gen ausschlaggebend gewesenen Vorbedingungen nicht ausschließen. 
Allmählich lief sich der gewaltige Apparat ein, die stellvertretenden 
Generalkommandos und Bezirkskommandos wurden unentbehrliche Or- 
gane der kriegewirtschaftlichen Verwaltung, die Unternehmer gewannen 
durch den ständigen Umgang mit ihnen Einsicht in die Verhältnisse 
und gingen von teilweise grundsätzlicher Opposition zu positiver Mit- 
arbeit über. Auch bei den militärischen Formationen und Behörden 
der Heimat erwachten mehr und mehr Verständnis für die Lage. 
Für die mit der Zeit zunehmenden Ersatzbedürfnisse reichten die 
angegebenen Maßnahmen indes bald nicht mehr aus. 
In einer am s. 1. 1916 mit den Chefs der Generalstäbe der
	        
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