Der tägliche Dienst 7
Viele der Glücklichen wurden daher in die Heimat zurückberufen.
Traurigen Herzens kehrten sie heim, meist mit dem E. K. II geschmückt,
um nun in der Stille ihre Pflicht zu erfüllen. Der Satz: „Wo Sr.
Majestät der Kaiser den Offizier hinstellt, hat er seine Schuldigkeit
zu tun“, half über alles hinweg.
Auch bei der Truppe selbst hatte man zuviel aktive Offiziere beim
Beginn des Krieges hinausgehen lassen. Die Frage der Offiziers=
stellenbesetzung war im Frieden wiederholt Gegenstand der-Erörterungen
gewesen. Jedesmal war aber die Ansicht durchgedrungen, daß eine
reichliche Besetzung notwendig sei. Hätte man die Dauer des Krieges
vorhersehen können, wäre man wohl zu einem anderen Ergebnis ge-
kommen. »
DasLebengestaltetefichfürmichziemlichgleichmäßig.Um91x2
Uhr fuhr ich zum Kriegsministerium und arbeitete bis 6 Uhr nach-
mittags. Dann war Pause bis 8 Uhr und von da ging es weiter bis
gegen 11 Uhr abends. Am frühen Morgen galt es dann noch in mehr-
stündiger Arbeit die Hausmappen zu erledigen, bis der Kraftwagen
zur Fahrt nach dem Kriegoministerium erschien. Die etwa 14-stündige
Arbeitszeit blieb sich in den ersten Kriegsjahren gleich; sie genügte
nicht, wemm der Reichstag tagte, oder wichtige Kommissionsberatungen
stattfanden und steigerte sich auf 16 Stunden und mehr. Von der ge-
waltigen Arbeitslast haben sich von Außenstehenden die Wenigsten ein
Bild gemacht, am allerwenigsten der Reichstag, er hätte sonst wohl
mehr Rücksicht darauf genommen. Trotz wiederholter Bitten des stell-
vertretenden Kriegsministers wurden ohne Rücksicht auf die Tätigkeit
der einzelnen Behörden Sitzungen angesetzt, und die Anwesenheit der
Regierungsvertreter gefordert. In vollständiger Verkennung der Ver-
hältnisse entgegnete man dem stellvertretenden Kriegsminister: Wenn
der betreffende Herr dienstlich nicht abkömmlich wäre, könne ja ein
Stellvertreter (III) kommen.
Treu haben meine Chefs, Referenten 1) und Beamten diese Zeit
durchgehalten, bis schließlich ein Teil zusammenbrach. Diese treue
Pflichterfüllung wird ein unverwelkliches Ruhmesblatt in der Geschichte
des Kriegsministeriums bilden.
!0 Meine Adjutanten (anfangs nur einer, Hauptmann Mertens, später zwei)
hatten natürlich die gleiche Arbeit zu erledigen.