Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

Der tägliche Dienst 7 
Viele der Glücklichen wurden daher in die Heimat zurückberufen. 
Traurigen Herzens kehrten sie heim, meist mit dem E. K. II geschmückt, 
um nun in der Stille ihre Pflicht zu erfüllen. Der Satz: „Wo Sr. 
Majestät der Kaiser den Offizier hinstellt, hat er seine Schuldigkeit 
zu tun“, half über alles hinweg. 
Auch bei der Truppe selbst hatte man zuviel aktive Offiziere beim 
Beginn des Krieges hinausgehen lassen. Die Frage der Offiziers= 
stellenbesetzung war im Frieden wiederholt Gegenstand der-Erörterungen 
gewesen. Jedesmal war aber die Ansicht durchgedrungen, daß eine 
reichliche Besetzung notwendig sei. Hätte man die Dauer des Krieges 
vorhersehen können, wäre man wohl zu einem anderen Ergebnis ge- 
kommen. » 
DasLebengestaltetefichfürmichziemlichgleichmäßig.Um91x2 
Uhr fuhr ich zum Kriegsministerium und arbeitete bis 6 Uhr nach- 
mittags. Dann war Pause bis 8 Uhr und von da ging es weiter bis 
gegen 11 Uhr abends. Am frühen Morgen galt es dann noch in mehr- 
stündiger Arbeit die Hausmappen zu erledigen, bis der Kraftwagen 
zur Fahrt nach dem Kriegoministerium erschien. Die etwa 14-stündige 
Arbeitszeit blieb sich in den ersten Kriegsjahren gleich; sie genügte 
nicht, wemm der Reichstag tagte, oder wichtige Kommissionsberatungen 
stattfanden und steigerte sich auf 16 Stunden und mehr. Von der ge- 
waltigen Arbeitslast haben sich von Außenstehenden die Wenigsten ein 
Bild gemacht, am allerwenigsten der Reichstag, er hätte sonst wohl 
mehr Rücksicht darauf genommen. Trotz wiederholter Bitten des stell- 
vertretenden Kriegsministers wurden ohne Rücksicht auf die Tätigkeit 
der einzelnen Behörden Sitzungen angesetzt, und die Anwesenheit der 
Regierungsvertreter gefordert. In vollständiger Verkennung der Ver- 
hältnisse entgegnete man dem stellvertretenden Kriegsminister: Wenn 
der betreffende Herr dienstlich nicht abkömmlich wäre, könne ja ein 
Stellvertreter (III) kommen. 
Treu haben meine Chefs, Referenten 1) und Beamten diese Zeit 
durchgehalten, bis schließlich ein Teil zusammenbrach. Diese treue 
Pflichterfüllung wird ein unverwelkliches Ruhmesblatt in der Geschichte 
des Kriegsministeriums bilden. 
  
!0 Meine Adjutanten (anfangs nur einer, Hauptmann Mertens, später zwei) 
hatten natürlich die gleiche Arbeit zu erledigen.
	        
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