10 Erstes Kapitel
zuerst nicht heraus. Oft kam die Unterredung erst in Gang, wenn wir
beide uns eine Zigarre ansteckten und vielleicht dazu einen Trunk taten.
Auf meine Frage, „warum haben Sie das nicht beantragt?“ erhielt ich
stets die Antwort: „Beantragt habe ich es schon x-mal, die Anträge
gehen aber nicht durch.“ ·
Ich danke an dieser Stelle diesen Offizieren, sie sind sich damals
wahrscheinlich nicht bewußt gewesen, wie sie mir meine Aufgabe erleich-
tert und der Truppe genützt haben.
Ich habe solche Reisen häufiger gemacht, sie waren für mich un-
schätzbar und von dem Heere gern gesehen. Schon der Eindruck, daß
jemand an maßgebender Stelle in der Heimat persönlich bei der
Truppe vorsprach, war groß und zeitigte Gutes. Leider gestattete mir
der gewaltige Dienstbetrieb im K.M. nicht, solche Reisen so häufig zu
machen, wie ich gewünscht hätte.
Mit gefülltem Notizbuch kehrte ich dann in die Heimat zurück.
Die Bearbeitung begann sofort; Klagen wurden, soweit die Verhält-
nisse es zuließen, abgestellt, Wünsche nach Möglichkeit erfüllt, und
manche Karte von der Truppe dankte mir dafür.
Einen typischen Fall muß ich anführen. Es war Oktober 1914.
Bei einer in vorderster Linie befindlichen Truppe klagten die Leute über
Mangel an Beleuchtung in den Unterständen. Als ich bei der Etappe
anfragen ließ, warum keine Lichte ausgegeben würden, erhielt ich die
Antwort: „sie hätte nicht gewußt, daß sie solche kaufen dürfte.“
Gleiche Erscheinungen fand ich anderswo auch. Es fehlte die Verant-
wortungefreudigkeit und das Verständnis zwischen Etappe und Truppe.
Jene war meist eine Folge allzu großer Gewissenhaftigkeit. Man fürch-
tete die Monita des Rechnungshofes. Immer wieder trat dies in den
beiden ersten Kriegsjahren in die Erscheinung.
Das Zusammenarbeiten zwischen Truppe und Etappe bestand noch
nicht in dem Maße, wie es sein mußte, weil die Etappe meist war-
tete, bis die Truppe forderte. Dann war es aber zu spät. Immer wie-
der mußte ich betonen, daß die Etappe solchen Anträgen zuvorkommen,
daß sie sich „anbieten“ müsse.
Im späteren Verlauf des Krieges ist das Zusammenarbeiten gut
gewesen. Die Truppe hat es der Etappe gedankt, und ich tue es an
dieser Stelle gleichfalls.
Auf gute Beleuchtung der Unterstände legte ich von Anfang an